Haftet Unternehmer mit Privatvermögen? 1,7 Millionen Euro liegen noch in Österreich Kempten (sf). Der Ulmer Insolvenzverwalter arbeitet sich noch durch den Rest der Aktenberge und die Kemptener Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin fleißig: Der Sturz des Kemptener Unternehmers Paul Mader beschäftigt auch nach drei Monaten Anwälte und Behörden sogar in Österreich, wo die 1,7 Millionen Euro liegen, die er beiseite schaffen wollte. Aber auch wenn die Ermittlungen gegen den wegen Betrugsverdachts inhaftierten Unternehmer abgeschlossen sind, wird der Fall Mader die Gerichte über Jahre beschäftigen.
Sechs Firmen, die alle den Namen Mader tragen, sind von der Insolvenz des Kemptener Unternehmers betroffen: vier in Kempten, eine in Rostock, eine in Leipzig. Das bedeute auch sechs separate Verfahren, erklärt Reinhard Wünsch, zuständiger Sachbearbeiter des Ulmer Insolvenzbüros Pluta. Ob aber bei jeder Firma genügend 'Masse' vorhanden ist, damit die Sache vor Gericht verhandelt wird, sei noch fraglich. Wünsch geht jedoch von mindestens drei Verhandlungen aus.
Hätte es sich um eine 'normale' Zahlungsunfähigkeit gehandelt, müsste der Unternehmer nur mit seinen Einlagen haften. Sollte Mader aber nachgewiesen werden, dass er die jeweiligen Firmen bewusst geschädigt hat, werde auch sein Privatvermögen für die anfallenden Forderungen herangezogen. Wobei neben den Gläubigern auch die Firmen selbst als Geschädigte anzusehen seien.
In drei Wochen soll das Gutachten des Insolvenzverwalters fertig sein. Danach werde es vom Amtsgericht geprüft, der dann offiziell die einzelnen Verfahren eröffnet und die Ansprüche möglicher Gläubiger untersucht. Ziel des Ulmer Insolvenzbüros sei es, alle Verfahren innerhalb der nächsten zwei Jahr abzuschließen unabhängig von den zu erwartenden Strafrechts- oder Zivilprozessen.
Zum Umfang der Forderungen wollte Wünsch noch nichts sagen. Nur soviel: Den wertvollsten Teil der Insolvenzen stellt die Firma Kommunalgrund Mader dar, die ausschließlich im Raum Kempten tätig war. In dieses Verfahren sollen auch die über 1,7 Millionen Euro fließen, die Mader im Januar auf ein Tiroler Bankkonto verschob. Das bedeute, dass das Geld für Schadensansprüche in Kempten verwendet wird und keinesfalls beispielsweise in den deutschen Osten wandert.
Derweil liegen die 1,7 Millionen immer noch auf dem eingefrorenen Konto in Tirol. Laut Staatsanwaltschaft suchen die Österreichischen Behörden nach einer rechtlichen Grundlage, um das Geld nach Deutschland zu überweisen (siehe Allgäu Rundschau).