Von Markus Brändle Unterallgäu - Eine faustdicke Überraschung hat gestern die Landratswahl im Unterallgäu gebracht: Hans-Joachim Weirather (Freie Wähler) holte mit 53,9 Prozent der Stimmen bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Der Chef des Wasserwirtschaftsamtes Kempten ließ damit Klaus Holetschek, seinen Kontrahenten von der CSU (34,7 Prozent der Stimmen), unerwartet deutlich hinter sich. Michael Helfert kam für die SPD auf 9,5 Prozent, Doris Kienle (Grüne) erreichte 1,9 Prozent. Damit endet im Unterallgäu eine 28-jährige CSU-Ära. Landrat Dr. Hermann Haisch (CSU) hatte durch seinen vorzeitigen Amtsverzicht 'aus gesundheitlichen Gründen' den Weg für eine vorgezogene Wahl frei gemacht. Haischs seitdem ungebrochene Präsenz auf der öffentlichen Bühne war in einem von den Hauptkonkurrenten sehr intensiv geführten Wahlkampf fast ebenso oft Thema gewesen wie die politischen Vorstellungen von Weirather oder Holetschek. Während Weirather ('Bürgernähe statt Parteinähe') stark auf Unabhängigkeit setzte, versuchte der frühere Bundestagsabgeordnete und Bad Wörishofer Bürgermeister Holetschek seine politische Kompetenz als Trumpf auszuspielen. Als sich gestern Abend schon nach den ersten Ergebnissen ein deutlicher Sieg für Weirather abzeichnete, herrschte Jubelstimmung im Lager der Freien Wähler. 'Weder erwartet noch erträumt' hatte sich ein überglücklicher Hans-Joachim Weirather den klaren Sieg. Als er freilich von den triumphalen 86,7 Prozent in seiner Heimatgemeinde Fellheim hörte und auch Niederrieden ihn klar vorn hatte, 'hab' ich mir gedacht - hoppla!' Am Ende war Weirather in fast allen 52 Gemeinden des Unterallgäus die Nummer eins. Lediglich in drei Fällen kam er auf Platz zwei. Helfert erreichte für die SPD 9,5 Prozent, Doris Kienle (Grüne) kam auf 1,9 Prozent.
Sehr niedrige Wahlbeteiligung'Es gilt das Ergebnis zu akzeptieren', meinte ein sichtlich enttäuschter Klaus Holetschek. Der CSU-Kandidat bedauerte - ebenso wie Landrat Haisch ('das ist deprimierend') und die grüne Bewerberin Doris Kienle - die mit nur 42 Prozent sehr niedrige Wahlbeteiligung. Noch 2002 war die Beteiligung bei 66,0 Prozent gelegen. Nach dem Wahlsieg Weirathers stellen die Freien Wähler im Allgäu zwei Landräte, während die CSU mit dem Oberallgäuer Gebhard Kaiser nur noch einen Mann an der Spitze eines Landkreises hat.