Wo die Lumpenkapelle Westallgäu auftritt, herrscht in sekundenschnelle Partystimmung. Entstanden ist der "wilde Haufen", als sich ein paar Jungmusikanten vom Musikverein Hergensweiler in ihrer Freizeit zum Musizieren getroffen haben - "ohne das Ziel, damit aufzutreten", erinnern sich Michael Bihler und Florian Gsell. Irgendwann haben sie überlegt, ob sie vielleicht etwas für den Fasching machen sollen. 2007 begleiteten sie die Weißnarrenzunft Hergensweiler auf Umzügen. "Die Narrenzunft hat uns einige Jahre Starthilfe geleistet. Heute sind wir selbstständig unterwegs" erklären die beiden.
Damals waren es hauptsächlich Hergensweilerer und ein paar Bekannte aus der Umgebung. Die Mitgliederzahl wuchs seither kontinuierlich. Inzwischen sind es 50. Sie stammen aus den Musikvereinen und Musikkapellen von Grünenbach, Röthenbach, Lindenberg, Scheffau, Scheidegg, Niederstaufen, Sigmarszell, Weißensberg, Lindau, Achberg, Hergensweiler, Roggenzell. Rund 30 Auftritte hat die Lumpenkapelle diese Faschingssaison - ohne Gage. Sogar in Österreich und in der Schweiz sind dabei. Auf viele große Umzügen gehen sie, auf die großen Bälle der Region werden sie eingeladen.
Ihr Lumpenruf "Im Klo brennt nos Licht - machs aus!" mutet etwas seltsam an. Ganz simpel ist aber seine Entstehungsgeschichte: Die Lumpenmusiker standen nach der Probe vor dem bereits abgeschlossenen Musikheim und überlegten sich zum x-ten Mal einen Ruf. Da bemerkte einer: "Im Klo brennt nos Licht!" und ein anderer antwortete "Machs aus!" - und schon war er geboren. Die Proben für den Fasching beginnen schon im Oktober, bei einem Hütten-Probenwochenende; denn Lumpenmusik einzustudieren ist sehr arbeitsintensiv. Nicht nur dass die Musikanten alle Stücke auswendig können müssen, sie müssen sie auch noch unter den widrigsten Umständen spielen, und immer volle Leistung abrufen können.
Dazu kommt, dass die Lumpenkapelle Westallgäu einen hohen Anspruch an sich stellt: "Wir wollen nicht diese typischen Faschingsgröler spielen, sondern Musik, die man das ganze Jahr über anhören mag. Zeitlose, rockige Klassiker, die das Publikum kennt und mitsingen kann", erklärt Michael Bihler.
Was macht Musik zu Lumpenmusik? "Ganz deutlich der Groove. Sie muss einfach lumpig gespielt werden, was nichts mit der Qualität zu tun hat. Auf der Bühne muss Bewegung sein. Von der Lautstärke her ist es Krach. Aber einer der rockt. Wir können aber auch leise. Lumpenmusik ist unkonventionell, unkompliziert, einfach ein wenig freier. Und die Kraft! Nach einer halben Stunden sind die Musikanten fertig. Fix und fertig", erklärt Flo Gsell. Das oberste Ziel sei, Spaß zu haben.
Und den haben sie. "Unser Publikum merkt das und geht begeistert mit." Der schönste Moment sei, wenn sie ausmarschieren, die Leute Spalier stehen, ihnen auf die Schulter klopfen. "Dann haben wir unser Ziel erreicht." Es gibt kein Geld und kostet viel Zeit. Warum macht man das also? "Ein Musikant will so viel wie möglich spielen und braucht Publikum. Darum."