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Lotte Lederle betreibt ihr Hobby auf drei Etagen

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Lotte Lederle betreibt ihr Hobby auf drei Etagen

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    Von Birgit KlimkeMarktoberdorfÜber ihre Bastelstube kann Lotte Lederle eine Menge Geschichten erzählen. Nicht nur, weil bei ihr eine Menge Menschen ein- und ausgehen. Sondern weil die Geschäftsgründung und alles, was folgte, recht kurios war. Zuerst hat die Marktoberdorferin ihr Hobby zum Beruf gemacht und in ihrem Keller eine Bastelstube eingerichtet. Das war vor 13 Jahren. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten ist sie heute sehr zufrieden damit, wie das Geschäft mit den Bastelsachen läuft. Weil aber der Umsatz nach Ansicht des Finanzamtes zu gering ist, machte sie auf dessen Anraten ihren Beruf wieder zum Hobby. Die Ladentür zu 'Lottes Bastelstube' ist trotzdem täglich geöffnet.

    Die fünffache Mutter war lange in der Gablonzer Industrie beschäftigt. Als sie Anfang der 90-er Jahre arbeitslos wurde, suchte sie eine neue Aufgabe. 'Dabei entstand die Idee, eine Bastelstube aufzumachen', erzählt die heute 67-Jährige. 'Gebastelt habe ich schon immer sehr gerne.' Und sie hat vor allem die nötige Geduld und ein Händchen dafür, aus kleinstem Material Gestecke, Blumengebinde und Glückwunschkarten zu gestalten, Kerzen zu verzieren und vieles mehr. 'Geduld alleine reicht aber nicht, man braucht auch Fantasie und stets neue Ideen', sagt Lederle, die all das auch in Bastelkursen vermittelt.

    Die stets neuen Ideen sind es, die Kunden besonders schätzen, wenn sie bis aus Seeg, Kempten, Friesenried, Kaufbeuren oder dem Schongauer Raum in 'Lottes Bastelstube' im Marktoberdorfer Norden kommen. 'Beratung spielt eine wesentliche Rolle', hat Lotte Lederle in den vergangenen 13 Jahren erfahren. So holen sich viele Erzieherinnen für Kindergärten oder Mütter für Kindergeburtstage bei ihr Tipps, was sie mit den Mädchen und Buben basteln könnten. 'Wir suchen dann gemeinsam etwas aus, ich bastel vor ihren Augen ein Muster, und sie nehmen das Muster und das entsprechende Material mit.'

    Davon hat sie in ihrem Laden und in den Lagerräumen auf mehreren Etagen des Hauses eine ganze Menge. Deshalb nimmt sie es auch nicht immer so genau: 'Ich gebe auch manchmal Bastelsachen in Kommission.'

    Bei Lotte Lederle bekommt man so gut wie alles, was mit Basteln zu tun hat - angefangen von fertigen Gestecken, die zur Saison passen, über Bastelbücher bis hin zum kleinsten Zubehör. Da gibt es zum Beispiel Filzblumen in allen Farben, kleine Federn zum Aufkleben, Perlen, Stickgarn, Draht und Modelliercreme. Außerdem hat sie insgesamt 480 Deko-Bänder. 'Eine Kundin hat mal zu mir gesagt, dass sie bei mir jeden Kruscht findet. Ich habe das als Kompliment aufgefasst.'

    Wenn man sich im Haus der Lederles aufhält, sieht man in jeder Ecke Spuren der großen Bastelleidenschaft. 'Der Küchentisch ist für mich tabu', sagt Ehemann Karl schmunzelnd. 'Und auch unser Dachboden hat mit einem normalen Dachboden nichts zu tun.' Der 70-Jährige unterstützt seine Frau jedoch so gut er kann. Er hilft ihr zwar nicht beim Basteln, doch als gelernter Schlosser fertigt er die dazugehörigen Eisenarbeiten - zum Beispiel Kerzenständer. 'Es ist allemal besser, als sich als Rentner vor den Fernseher zu setzen.'

    Das Schöne an ihrem heimischen Bastelgeschäft ist für Lotte Lederle, dass sie es nebenher betreiben kann - selbst während der Bastel-Hochsaison vor Weihnachten oder Ostern. Sie muss nicht die ganze Zeit im Laden stehen und auf Kunden warten. 'Ich kann ganz normal meine Hausarbeit erledigen, Wäsche machen oder kochen. Wenn jemand kommt, gehen wir zusammen in den Keller.' So spart sie sich Personal- und Mietkosten. 'Das ist auch der Grund, warum ich als einzige von den vielen kleinen Bastelgeschäften, die es in Marktoberdorf gab, überleben konnte.'

    Noch keine Lust auf Rente

    Und das ist auch der Grund, warum die Rentnerin noch nicht in Rente gehen will. 'Dafür macht es mir noch zu großen Spaß.' In den Sommermonaten, wenn Bastel-Nebensaison ist, will sie allerdings etwas kürzer treten. Das heißt: 'Lottes Bastelstube' ist dann nicht mehr täglich und nicht mehr durchgehend geöffnet. Kunden können sich aber telefonisch anmelden. 'Und die meisten kennen mich inzwischen so gut, dass sie sowieso einfach durch die Gartentür spazieren.'

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