In Lindau findet am kommenden Sonntag der dritte Bürgerentscheid innerhalb eines halben Jahres statt. Diesmal geht es um eine städtebauliche Frage: Soll der bislang höhengleiche Bahnübergang Langenweg mittels Unterführung oder Brücke beseitigt werden? Egal, wie die Abstimmung ausfällt: Das Erscheinungsbild der Kreisstadt wird sich erheblich ändern. Die Kosten teilen sich Bahn, Bund und Stadt, wobei deren Anteil dank Zuschüsse vom Freistatt lediglich etwa ein Sechstel betragen wird.
Bereits 1993 hatte der Stadtrat beschlossen, die Bahnübergänge Langenweg und Bregenzer Straße jeweils in eine Unterführung umzuwandeln. Es handelt sich dabei um die beiden einzigen Zufahrtsstraßen für Autos zur Insel. Weil das aber 39 Millionen Euro gekostet hätte und die Stadt ihren Eigenanteil nicht hätte stemmen können, nahm man Ende der 90er-Jahre davon Abstand. Neue Überlegungen ergaben in der Folge, die Verkehrsströme zu bündeln und die beiden Zufahrten zur Insel zu einer zusammenzulegen: am bestehenden Bahnübergang Langenweg. An der Bregenzer Straße soll es nur noch eine 4,4 Millionen Euro teure Fuß-, Rad- und Notunterführung (z.B. für Krankenwagen) geben. Das ist noch der aktuelle Stand. Die Frage ist nur: Soll es am Langenweg künftig eine Unterführung oder eine Brücke geben? Die Stadt hält an der Lösung 'drunter' fest.
Sie sei mit 13,9 Millionen Euro billiger als eine Brücke, die groß genug sein müsste, um den Verkehrsstrom zur Insel tragen zu können. Die Kosten dafür schätzt die Stadt auf 17,5 Millionen Euro.
Die Bürgerinitiative 'Brücke statt Unterführung', die schon einmal wegen eines Formfehlers mit einem Bürgerbegehren gescheitert war, hält dagegen. Sie argumentiert, dass eine kleinere Brücke als die von der Stadt berechnete ausreiche. Diese Lösung wäre billiger umzusetzen. Allerdings gibt es dafür keine konkrete Kostenschätzung.
Die Diskussion gipfelt nun in einem doppelten Bürgerentscheid: Brücke oder Unterführung – für und gegen beide Varianten können die 19 300 wahlberechtigten Lindauer stimmen. Denn dem Bürgerbegehren der BI (pro Brücke) setzt der Stadtrat ein Ratsbegehren entgegen (pro Unterführung). Und für den Fall der Fälle gibt es auch noch eine Stichfrage. 'Wenn die Unterführung abgelehnt wird, weiß ich nicht, welches der Projekte, die in Lindau vor sich hin köcheln, überhaupt realisierbar ist', sagt Oberbürgermeister Gerhard Ecker. Eine klare Position bezieht auch die Industrie- und Handelskammer: Die IHK-Regionalversammlung Lindau-Bodensee spricht sich für die Unterführung als 'schnellste, kostengünstigste und fachlich abgesicherte Lösung' aus.
Eine endgültige Entscheidung fällt am Sonntag aber so oder so nicht. Die Lindauer stimmen nur darüber ab, welche Haltung die Stadt im von der Bahn eingeleiteten Planfeststellungsverfahren einnehmen soll. Das letzte Wort hat das Eisenbahn-Bundesamt.