Ein Fahrradfahrer ist gestürzt. Aus einer offenen Wunde tropft Blut. Was tun? - Unfälle können jedem passieren. Ebenso kann aber auch jeder als Passant Erster am Unfallort sein. Dann ist schnelle Hilfe gefragt. Gar nichts zu tun aus Angst, etwas verkehrt zu machen, ist da der völlig falsch. Wie einfach es sein kann, Menschen Leben zu retten, haben jetzt wieder 18 Oberallgäuer bei einem Kurs des Roten Kreuzes in Sonthofen gelernt - oder ihr Wissen aufgefrischt. So zum Beispiel Margaretha Schreiner, die vor 38 Jahren für den Führerschein einen Erste-Hilfe-Kurs besucht hatte. Auch Margret Mayr ist dabei, um ihre Kenntnisse aufzupolieren.
Für Ausbilder Ernst Braun ist klar: "Der Ersthelfer ist der Wichtigste - was nutzen Rettungswagen und all die Technik, wenn niemand Alarm schlägt." Klar, wer zu einem Unfall kommt, sollte über die Nummer 112 (geht auch vom Handy) den Rettungsdienst verständigen. Wichtig ist aber auch, sich um Verletzte zu kümmern. Ein Kurs in lebensrettenden Sofortmaßnahmen hat da viele Themen. Etwa den Schlaganfall, bei dem es vor allem darum geht, dass möglichst schnell der Rettungsdienst da ist. Oder die stabile Seitenlage, in die man einen Verunglückten legt - den Kopf leicht nach hinten überstreckt, damit nicht die Zunge oder Erbrochenes die Atmung blockieren kann.
Im Kurs üben das alle, beaufsichtigt von Braun und Assistentin Gisela Steinert. Dazu gehört auch das leichte Schütteln an den Schultern, um festzustellen, ob ein Patient ansprechbar ist. Die im Fernsehen schlagen immer auf die Backe, weiß da ein junger Mann. "Ersthelfer tun das nicht, außer es war vielleicht dein Lehrer", kontert Braun, so wie er eben immer wieder Späßchen einfließen lässt. Seine große Erfahrung als Ausbilder ist kein Wunder: Der 66-Jährige ist seit 46 Jahren beim Roten Kreuz aktiv, seit etwa 30 Jahren schult er andere. Heuer gibt er schon den neunten Kurs.
Dazu gehören neben dem Umgang mit Verband und Pflaster Tipps, die auch Helfern das Leben retten können: Bei einem Stromunfall ist es wichtigst, von offenen Leitungen wegzubleiben, erst den Stecker des Geräts zu ziehen oder die Sicherung auszuschalten. Den Brand in einem Sicherungskasten löscht man natürlich nicht mit Wasser. Passen Helfer da nicht auf, könnten sie selbst einen Stromschlag erleiden. Und: So ein Kurs hilft nicht nur, verstaubtes Wissen aufzufrischen, sondern auch, um Neues zu lernen. Teilnehmer Helmut Steck etwa war vor 40 Jahren selbst bei der Wasserwacht aktiv. Inzwischen habe sich bei der Ersten Hilfe viel geändert, stellt er fest.