Im Schaufenster hängt sie noch, die Werbung für sechs aus 49. Doch schon seit einigen Tagen kann man in dem kleinen Schreibwarenladen an der Lenzfrieder Straße keinen Tippschein mehr abgeben: Lotto Bayern hat die Annahmestelle geschlossen. Damit steht nun aber das ganze Geschäft auf der Kippe. Alexandra Berchtold, die das Schreibwarengeschäft künftig führen möchte, sagt nämlich: "Ohne Lotto lohnt sich der Laden nicht." Etwa 200 Lenzfrieder haben deshalb unterschrieben für den Erhalt der Annahmestelle - Lotto Bayern will in einigen Tagen eine endgültige Entscheidung treffen.
Das Problem begann mit dem Tod der früheren Ladeninhaberin, erzählt AZ-Leser Christian Schmidt. Nachdem schnell ein Nachfolger her musste, habe die Schwester der früheren Chefin den Laden übergangsweise geführt und ihn seither dreimal die Woche für ein paar Stunden offen gehalten. Schreibwaren gibt es in dem Laden zu kaufen, aber auch Geschenkartikel und Oster-Dekoration sind derzeit in der Auslage. Bis vor kurzem, so sagt Schmidt, kamen die Lenzfrieder außerdem vorbei, um ihre Kreuzchen fürs Mittwochs- und Samstagslotto zu machen. "Die Atmosphäre dort war immer gut, alle haben sich dort wohlgefühlt. Deshalb wollen wir Lenzfrieder den Laden auch unbedingt behalten."
Daher sei man froh gewesen, als sich eine Nachfolgerin für das Schreibwarengeschäft fand. Doch dann das: In einem Schreiben teilte die Lotto-Bezirksstelle mit, dass in der Lenzfrieder Straße erst einmal kein Glücksspiel mehr stattfinden werde. Die technischen Geräte sind bereits abgebaut - was die Lenzfrieder aber nicht hinnehmen wollen. "Deshalb haben wir Unterschriften gesammelt", erzählt Schmidt.
"Sozialverträglicher Abbau"
Etwa 200 Unterschriften sind so zusammen gekommen, sagt Alexandra Berchtold, die mögliche Nachfolgerin im Laden. Sie möchte das Geschäft im Geist der frühere Betreiberin weiterführen - allerdings nur in der Kombination mit der Lotto-Annahmestelle.
Ihr Interesse kommt dabei nicht von ungefähr: Ihre Schwiegereltern wohnen direkt über dem Laden und die Tante ihres Ehemanns verkaufte vor langer Zeit Lebensmittel in dem Geschäft.
Nachfrage also bei Lotto Bayern. "Laut Staatsvertrag sollen in den nächsten Jahren Annahmestellen abgebaut werden", erläutert Beatrix Numberger von Lotto Bayern. Allerdings "sozialverträglich", wie sie betont - was heißt, dass frei werdende Annahmestellen teils nicht mehr neu vergeben werden. Deshalb könnte auch die Lenzfrieder Lotto-Stelle dauerhaft geschlossen bleiben. "Eine endgültige Entscheidung gibt es noch nicht", sagt Numberger.
Ohnehin brauche die neue Betreiberin zunächst die Erlaubnis der Regierung von Schwaben. Denn wer am Glücksspiel verdienen will, muss unter anderem das polizeiliche Führungszeugnis vorlegen. Vier bis sechs Wochen können laut Numberger bis zur Erteilung der Erlaubnis vergehen - "daher wird man in Lenzfried sowieso so schnell nicht wieder Lotto spielen können".