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Lengenwanger Geschäftsreisende erlebten die Katastrophe in Tokio hautnah mit

Japan

Lengenwanger Geschäftsreisende erlebten die Katastrophe in Tokio hautnah mit

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    Lengenwanger Geschäftsreisende erlebten die Katastrophe in Tokio hautnah mit
    Lengenwanger Geschäftsreisende erlebten die Katastrophe in Tokio hautnah mit Foto: Tobias Bunk

    "Wir wollten auf jeden Fall raus aus Japan, egal wohin", sagt der 52-jährige Josef Greif aus Friesenried, der das Erdbeben mitten in Tokio hautnah miterlebt hat. Greif war mit seinem Kollegen Daniel Unterreiner (27) aus Sulzschneid am 5. März in Tokio gelandet - mit dem Auftrag, Geschäftskunden zu besuchen. Beide arbeiten für die Lengenwanger Firma Ott-Jakob Spanntechnik, die Betriebe in Japan beliefert. Und seit Samstag haben sie wieder ruhigen Ostallgäuer Boden unter ihren Füßen.

    Unruhige Nachtstunden

    Sie konzentrierten sich nun darauf, mit dem bereits gebuchten Flieger am Samstag um 12.10 Uhr auch tatsächlich weg zu kommen. Vorher musste jedoch die Nacht im Hotelzimmer im 37. Stock überstanden werden: angesichts der Nachbeben nicht der ruhigste Schlafplatz. "Wenn es dann mitten in der Nacht zu knarren begann, waren wir natürlich sofort hellwach", berichtet Greif von unruhigen Stunden.

    Doch zum Nachdenken blieb keine Zeit. Am Samstagmorgen musste der Weg zum Flughafen irgendwie geschafft werden. Inzwischen hatten die Lengenwanger Angestellten per SMS von ihren Frauen von den Problemen im Atomkraftwerk Fukushima erfahren. Überhaupt erwies sich das Handy als Helfer in der Not. Denn, so Greif, bereits eine Stunde nach dem Erdbeben hätte er wieder SMS senden und empfangen können.

    Unterreiner kam dagegen nicht gleich zu seiner Frau Susanne durch: "Für mich war es am schlimmsten zu hören, wie schlecht es ihr zuhause geht", erzählt der Sulzschneider. "Wir sahen im Fernsehen die Bilder der Kernkraftwerke, als die in Tokio noch gar nichts davon wussten", erklärt Susanne Unterreiner ihre Sorgen.

    Odyssee zum Flughafen

    Greif und Unterreiner hatten unterdessen Probleme, den Flughafen bei Tokio zu erreichen. Busse fuhren nicht, weil die Hauptstraßen gesperrt waren, auch der Zugverkehr war lahmgelegt. So setzten sie sich in die U-Bahn und fuhren unterirdisch so weit stadtauswärts, wie es eben ging. Weiter nahmen sie ein Taxi: "Für 50 Kilometer haben wir fünf Stunden gebraucht", schätzt Greif, weil die Nebenstraßen alle dicht gewesen seien.

    Gegen halb drei kamen Greif und sein Kollege nach ihrer Odyssee schließlich am Flughafen an. Und dort hatten sie Glück: Ihr Flieger hatte noch nicht abgehoben. Wenig später war dann auch klar, dass die Maschine erst um 17.45 Uhr starten wird.

    Greif und Unterreiner atmeten auf - in einer Maschine, die nur zu 20 Prozent besetzt war. Viele Passagiere hatten es wohl nicht bis zum Flughafen geschafft, vermutet Greif. Sorgen wegen einer möglichen atomaren Verstrahlung macht er sich übrigens nicht: "Das war aus meiner Sicht doch zu weit weg." Gestern früh bekam er auch eine Mail seiner japanischen Kollegen, die wohlauf seien. Greif, der schon zehn Mal in Japan war, wird vermutlich wieder hinfliegen: "Noch ein Jahrhundertbeben werde ich wohl nicht erleben."

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