von Franziska kampfrath|KaufbeurenDer Leitspruch seines künftigen Lebensweges war Jungpriester Ludwig Waldmüller im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leib geschrieben. Seinen Primizspruch hatte sich der 30-Jährige in sein Messgewand sticken lassen, das er gestern während seiner ersten Eucharistiefeier in der Martinkirche trug. 'Wir verkündigen Christus, den Gekreuzigten' - diese Worte aus dem ersten Korintherbrief waren auf der Vorderseite in Altgriechisch zu lesen.
Zahlreiche Kaufbeurer Fahnenabordnungen, darunter der Katholische Frauenbund, der Knechte- und Kraftfahrerverein sowie die Feuerwehr, holten den Primizianten am Morgen an dessen Elternhaus in der Kurat-Frank-Straße ab. Mutter Angelika Waldmüller bezeichnete die Primiz ihres Sohnes als 'Schritt, der ihn erneut ein Stück von uns wegführt.' Beim Eintreffen des Jungpriesters und seiner Begleiter in der Martinskirche war diese bereits so voll, dass viele keine Sitzplätze mehr fanden. Die Schwestern von Maria Stern in Augsburg, des hiesigen Crescentia-Klosters und einer Landsberger Dominikanerkongregation hatten sich in dem Gotteshaus eingefunden. Waldmüller begrüßte auch seine italienischen Gäste, die er während seiner Zeit bei Radio Vatikan kennengelernt hatte, in deren Landessprache.
Der Onkel des Jungpriesters, Prälat Dr. Lothar Waldmüller, sprach sich in seiner Predigt klar dagegen aus, Laien bei der Kommunion Brot und Wein austeilen zu lassen: 'Die römische Kirche im Westen und die orthodoxen Kirchen im Osten halten am apostolischen Priestertum fest, das nur Priestern die Austeilung der Eucharistie erlaubt.'
Neben dem Onkel trugen noch andere Familienmitglieder des Primizianten maßgeblich zur Gestaltung des Gottesdienstes bei: Seine Schwester Verena hatte den Kelch und die Hostienschale aus Nussbaum und Silber gefertigt. Vater Richard Waldmüller, ehemaliger Kantor an St. Martin, dirigierte seine für diesen Anlass komponierte Messe für Chor, Solisten, Blechbläser und Pauke. Das Stück mit vielen festlichen Klängen war dem Heiligen Ludwig, dem Neunten gewidmet - dem Namenspatron des Primizianten. Der Chor von St. Martin und das Bläserensemble 'Blechreiz' meisterten die Uraufführung mit Bravour.
'Vor dem Frühstück habe ich noch ein kurzes Bauchkribbeln gefühlt, aber vor der Priesterweihe in Augsburg war ich viel aufgeregter', so der Primiziant nach der Feier. Die nächste Aufgabe wartet schon: In Kürze wird er seine Stelle in der Kemptener St.-Lorenz-Kirche antreten.