Von unserem Redaktionsmitglied Klaus-Peter Mayr, Oberstdorf - Mundart wird in der Allgäuer Literaturszene derzeit vielleicht sogar noch mehr gepflegt als noch vor einigen Jahren. Eine der eigenständigsten Stimmen im vielfältigen Autorenchor ist der Oberstdorfer Martin Hehl. Nicht nur, weil sein Dialekt naturgemäß einer der deftigsten hierzulande ist, sondern weil er eine poetisch-philosophische Tiefenschärfe in seine Texte einwebt, die kaum ein anderer erreicht. 'Wortgingga', heißt sein neuestes, 'Müeddr und Vaddr' gewidmetes Büchlein. Doch 'Wortkapriolen', so die Übersetzung, führt Hehl nur an wenigen Stellen vor. Vielmehr glänzt er mit einer Sprachbeherrschung, die die Leser an die Hand nimmt und in schöne kleine Welten entführt, wo sie viel Neues entdecken können. Hehl will mit seinen Mundartgedichten und -geschichten ausdrücklich die Verbundenheit zu Heimat fördern. Er wählt dazu eine Reise durch den Jahreskreis. Gern lässt er sich den Rhythmus der Natur aufzwingen. Er beginnt mit dem Frühjahr, wenn also das Vieh auf 'd'Alpa' getrieben wird und die Frühlingsluft weht. Hehl spürt, als genauer Beobachter, den Stimmungen nach, die Jahreszeiten, Wetter und Natur für denjenigen bereit halten, der sich darauf einlässt. Allerdings preist er die Natur nicht mit dicken, farbtrunkenen Pinselstrichen, sondern zeichnet lichte, klare, empfindsame Bilder, in denen viel Liebe, aber keine Süßlichkeiten mitschwingen. Genauso leise, poetisch und dennoch zupackend ist - von wenigen Ausnahmen abgesehen - sein Humor. Martin Hehl fällt nicht mit der Tür ins Haus, wenn er das Kuriose und Komische im Alltag entdecken will. Vielmehr schleicht er sich zweimal ums Haus und kommt dann durch die Hintertür herein. Ein Glanzlicht ist beispielsweise sein (allen 'trinkfesten Feuerwehrmannen' Oberstdorfs gewidmetes) Gedicht 'Fasnachts-Umzug'. Ein Exempel für genau berechnete Verdichtung bis hin zur Pointe, gewürzt mit einem 'running gag' (man möge den englischen Ausdruck entschuldigen!). Martin Hehl: Wortgingga. Brack Verlag Altusried. 96 Seiten, 11,70 Euro.
Weitere neue Bücher aus dem Brack-Verlag Altusried: Werner Bild: Lache ka nia schade. Mit Illustrationen von Eberhard Neef. 96 Seiten, 11,70 Euro. Der Titel gibt das Motto vor: Lachen kann nie schaden, meint, auf hochdeutsch übersetzt, der Kaufbeurer Mundartdichter Werner Blind. Beim Lesen tut man sich schon etwas leichter, als bei Martin Hehl: Blind schreibt seine gereimten Geschichten in einem Dialekt, der nicht so hohe Hürden des Verstehens legt. Seine Texte, aus dem prallen Leben gegriffen, sind witzige Einfälle, die meist nur eins im Sinn haben: Am Ende eine saubere Pointe zum Schenkelklopfen. Das gelingt Blind auch fast immer. Wer zudem Witze im Dialekt sucht, wird ebenfalls fündig. I Ludwig Hindelang: Nimm's leicht, nimm mich. Mit Illustrationen von Eberhard Neef. 96 Seiten, 11,70 Euro. Was wäre das Leben ohne Lachen? fragt Ludwig Hindelang. Und gibt darauf unzählige Antworten - in Form von Witzen, Sprüchen und Weisheiten. Dabei scheinen dem Nesselwanger die Ideen nicht auszugehen. I Martha Kormann: All's hot sei Zeit. Mit Illustrationen von Eberhard Neef. 72 Seiten, 10,70 Euro. Die Kaufbeurerin Martha Kormann betrachtet den Alltag ganz genau und verfasst darüber Geschichten, die im Dialekt gehalten sind. Zum Nachdenken und Schmunzeln.