Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Leid ist keine Strafe Gottes

Allgäu

Leid ist keine Strafe Gottes

    • |
    • |

    Maria Steinbach (eg). - Wenn der Referent im Rollstuhl am Mikrophon sitzt und das Thema 'Warum gerade ich? - Gott und das Leid' lautet, dann erwarten die Zuhörer authentische Aussagen. Sie wurden beim 'Maria Steinbacher Forum' nicht enttäuscht. Auch wenn Dr. Michael Mayrs Schlussbemerkung lautete: 'Es gibt keine Erklärung für das Leid, versuchen Sie nicht, eine solche zu formulieren.'Mayr erinnerte sich einleitend an seine Dankwallfahrt nach Maria Steinbach, die er als Abiturient mit Klassenkameraden zu Fuß von Kempten aus unternommen hatte. Damals habe er sich nicht vorstellen können, dass er an dieser Kirche einmal Hilfe brauchen würde, um seinen Rollstuhl ins Auto zu laden. Der seit einer Virusinfektion querschnittsgelähmte katholische Priester ist heute Klinikseelsorger und Regionaldekan in Augsburg. Aus der eigenen Erfahrung und nach Begegnungen mit Leidenden, deren Angehörigen und Trauernden, konnte Mayr über eine Stunde lang ohne Manuskript eindrucksvoll sprechen. Dabei warnte er vor Vertröstungen und falschen Hoffnungen. Leid dürfe weder als Strafe noch als Prüfung Gottes verstanden werden. Er selbst habe sein Leiden als Auftrag annehmen können, aber auch keine Erklärung dafür gefunden. Gut gemeinte Aussagen wie 'Gott auferlegt einem nicht mehr, als man tragen kann', sind nach Mayr unzutreffend. Ebenso die Behauptung, Leid sei zur Reifung notwendig. 'Man muss nicht alles erdulden, um zu reifen. Leiden kann Menschen auch zur Verzweiflung bringen.' Das Bibelwort, dass Gott den züchtigt, den er liebt, dürfe nicht wörtlich verstanden werden, sondern als Bild einer Zeit, in der Väter zuschlugen.

    Nicht davon laufen Und Mayr bekannte freimütig, dass ihn der Zuspruch 'Arbeiten ist gut, beten ist besser, leiden ist am besten' keineswegs getröstet habe. Oft sei es besser, angesichts des Leides zu schweigen, als zu sprechen. Anhand der Hiob-Geschichte aus dem Alten Testament plädierte der Referent für das erlaubte Rechten mit Gott und die Erkenntnis, dass gemeinsam getragenes Leid stark und tief verbindet. Glaube bedeute, sich für die Hoffnung zu entscheiden, für den Sinn ohne Erklärung. Jeder einzelne solle nach dem Vorbild Jesu Leidende aufsuchen, aufrichten, Schmerz lindern und wenn möglich, nicht davon laufen. Auch Jesus habe nicht alle geheilt, aber vom Karfreitag zum Halleluja geführt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden