Es ist noch nicht lange her, da bekam die Schule in Weitnau für 600000 Euro eine Frischzellenkur verpasst. Soweit wäre also alles gut, wenn da in Weitnau nicht ein bestimmtes Problem bestünde: Es fehlt - und zwar ganz massiv - an Schülern. Das betonte Bürgermeister Alexander Streicher kürzlich bei einem Treffen mit Kollegen aus dem Grenzgebiet zwischen Bayern und Baden-Württemberg. Laut Streicher nämlich wanderten die potenziellen Weitnauer Mittelschüler nach Baden-Württemberg ab, wo es seit diesem Schuljahr die sogenannte Werkrealschule gibt. "Bei uns stehen Räume leer und in Isny platzt die Schule aus allen Nähten", meinte Streicher und regte eine Kooperation beispielsweise in Form von Außenklassen an.
In Baden-Württemberg hätten es die Schüler leichter und es gebe mehr Lehrerstunden: Das sind laut Streicher die Argumente von Eltern, warum sie ihre Kinder nach Isny auf die Werkrealschule schicken. Und das, obwohl sie die Beförderung zu 100 Prozent selbst zahlen müssten, denn in Bayern gibt es dieses Schulmodell ja nicht. Streicher könnte sich vorstellen, dass Werkrealschüler aus Isny künftig Räume der Weitnauer Mittelschule nutzen.
Hans-Jörg-Henle (Leutkirch) und Michael Lang (Wangen) gaben da zu bedenken, dass man nicht wisse, wie es mit der Werkrealschule weitergeht. Denn dieses Schulmodell sei ja der eben in Baden-Württemberg abgesetzten Regierung entsprungen. Henle riet der Gemeinde Weitnau deshalb, aktiv für die eigene Schule zu werben.
Dazu jedoch zeigte sich Hans-Ulrich von Laer, Bürgermeister von Missen-Wilhams, skeptisch: "Das Hauptproblem ist doch, dass die Hauptschule in den Köpfen der meisten Eltern noch ein schlechtes Image hat." Daran habe auch die Umbenennung in die Mittelschule nichts ändern können. Zumal das neue Modell laut von Laer tatsächlich "eine Mogelpackung ist": Inhaltlich habe sich einfach nicht viel geändert.
Zwölf Millionen Euro investiert
In Isny, das sagte schließlich stellvertretender Bürgermeister Dieter Hechelmann, sei man gar nicht so traurig darüber, dass die bayerischen Schüler nach Baden-Württemberg kommen. "Wir haben in den vergangenen fünf Jahren zwölf Millionen Euro für Schulsanierungs- und -ausbaumaßnahmen in die Hand genommen", meinte er.
Da wäre es ja schlimm, wenn das Angebot nicht angenommen würde. Andererseits aber, so Hechelmann, sollten sich Isny und Weitnau schnellstmöglich zusammensetzen, um über eine Kooperation zu sprechen. Denn es könne nun wirklich nicht sein, dass in Weitnau Räume leerstehen, während man in Isny an einer Lösung des Platzproblems durch Container nachdenke. Hechelmann: "Da sprechen wir von 400000 Euro."
Die baden-württembergische und die bayerische Gemeinde, sagte Isnys stellvertretender Bürgermeister zu, könnten zumindest versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden.