Der plötzliche Herz-Kreislauf-Stillstand gehört zu den häufigsten Todesursachen. Bis der Rettungsdienst eintrifft, ist es für den Patienten aber oft schon zu spät. Um für schnelle Hilfe zu sorgen, sollen Leitstellen künftig qualifizierte Ersthelfer über eine App zum Notfallort rufen können. Die Lebensretter-App wurde jetzt im Klinikum Memmingen vorgestellt.
Kaum Überlebenschancen bei Herz-Kreislauf-Stillstand
Über 60.000 Menschen erleiden jedes Jahr in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Die wenigsten davon überleben. Denn eine echte Überlebenschance haben nur die Patienten, die sofort reanimiert werden. Der Rettungsdienst braucht aber im Schnitt rund zehn Minuten, bis er am Notfallort eintrifft. Für die meisten Patienten ist aber das zu spät.
Deswegen hat der Verein "Region der Lebensretter“ eine App etabliert. Über die können Rettungsleitstellen Ersthelfer über ihr Handy orten und alarmieren, die registriert sind und sich in der Nähe des Notfalls befinden.
Ersthelfer reanimieren Patienten bis Notarzt da ist
"Diese qualifizierten Retter, die in den ersten drei bis fünf Minuten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand eintreffen, können die Überlebenschance der Patienten verdoppeln bis vervierfachen", erklärte Moritz Abele vom Lebensretter-Verein im Klinikum Memmingen. Dort absolvierten Mitarbeiter der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie eine Fortbildung. "Diese qualifizierten Erstelfer erhalten Patienten mit Herzdruckmassage, Beatmung oder Defibrillation am Leben bis Notarzt und Rettungswagen eintreffen.“
Qualifizierte Ersthelfer können sich bei Lebensretter-App registrieren
Registrieren können sich über die neue App alle, die eine klinische oder präklinische Fachqualifikation besitzen und beispielsweise in einer medizinischen Einrichtung arbeiten oder sich in einer Hilfsorganisation engagieren.
„Auch Mitglieder der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und der Polizei, die über eine regelmäßige Auffrischung ihrer Erste-Hilfe-Basismaßnahmen verfügen, sind herzlich willkommen“, sagte Abele. „Sie alle können sich jetzt als Ersthelfer registrieren.“
Lebensretter-App ist im Ostallgäu und Oberallgäu schon in Betrieb
Noch in diesem Sommer soll die Alarmierung dieser Ersthelfer in der Leitstelle Donau-Iller offiziell beginnen. Zur Leitstelle gehört nicht nur die Stadt Memmingen, sondern auch die Landkreise Unterallgäu, Günzburg und Neu-Ulm. „Andere Regionen wie beispielsweise das Ost- und Oberallgäu oder der Landkreis Biberach arbeiten bereits mit der neuen Lebensretter-App“, sagte Abele.
Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Staatsminister Klaus Holetschek und wird mit Mitteln des Freistaats Bayern bezuschusst.