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Leben im Kloster mit all seinen Höhen und Tiefen

Kaufbeuren

Leben im Kloster mit all seinen Höhen und Tiefen

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    Schon als Dreijährige stand für Schwester Imelda fest, dass sie einmal ins Kloster gehen will. Damals spielte sie mit einer Puppe, die ihre Tante - selbst Klosterfrau in Dießen am Ammersee - mitgebracht hatte und die eine solche darstellte. Inzwischen gehört Schwester Imelda 50 Jahre lang zu den Franziskanerinnen im Kaufbeurer Crescentiakloster. Am kommenden Sonntag feiert sie zusammen mit anderen langjährigen Ordensschwestern ihr Jubiläum in der Institutskirche, die zudem seit 80 Jahren besteht (weiterer Bericht folgt).

    Von den sechs Jubilarinnen hat keine ihren Schritt bereut, auch wenn es bei der einen oder anderen Krisen gab. Krisen, in denen auch sie Zweifel bekamen, ob Gott tatsächlich existiert, ob sie es noch länger aushalten mit ihren Mitschwestern. "Wo Menschen leben, da menschelt es eben", fasst das heute mit ihrer Altersweisheit Schwester Theresita (74) zusammen.

    Als sie 1960 eingekleidet wurde, herrschten noch viel strengere Regeln als heute. Die jungen Frauen - alle waren damals Anfang 20 - traten in dem Bewusstsein in den Orden ein, dass sie nie mehr nach Hause dürfen. Obwohl sie das einzige Kind ihrer Eltern war, ging auch Theresita diesen Schritt. Als sie ihrem Vater ihren Entschluss mitteilte, "da hat er mir eine geschmiert, dass es mich umghaut hat", weiß sie noch heute genau. Und als sie schließlich ihre Sachen packte, gab ihr der Papa mit auf dem Weg, dass sie jederzeit wieder heimkommen darf, wenn es ihr doch nicht gefällt.

    "Was die Leut sagen, ist uns egal", fügte er noch hinzu. Doch Theresita wollte nicht heim. Sie erlernte die Schneiderei im Kloster, gab im früheren Marienheim hauswirtschaftliche Grundlehrgänge und war als Erzieherin tätig.

    Die Arbeit hat auch Schwester Teresa (68) stets ausgefüllt. 15 Jahre war sie etwa als Altenpflegerin im Espachstift tätig. Inzwischen kümmert sie sich um die kranken Mitschwestern im Kloster. Dort durfte sie auch ihre krebskranke Mutter drei Monate lang bis zu ihrem Tod pflegen. Mutter und Tochter haben in dieser Zeit sehr intensiv zueinandergefunden. Teresa weiß, dass ihre Mama sehr viel geweint hat, als sie 1970 ins Kloster ging. Am Ende ihres Lebens war die Mutter dankbar, dass sie sich dadurch im Kloster ganz bewusst auf das Sterben vorbereiten durfte.

    Der Glaube spielt neben der Arbeit die größte Rolle im Leben der Schwestern. Er ist ihre Basis - ohne ihn wäre das Leben im Kloster nicht möglich, da sind sich die Frauen einig. Männer, so scheint es, haben die Schwestern nie wirklich arg vermisst. Und wenn es vielleicht einmal Blicke oder gar einen Flirt gab, dann setzte allein die Ordenstracht die nötige Grenze. Denn sie macht klar, die Frauen sind schon vergeben.

    Die Jüngste im Bunde der Jubilarinnen, Schwester Franziska (46), bekennt, dass sie vor dem Eintritt ins Kloster einen Freund hatte. Doch etwas Ernsthaftes entwickelte sich nicht daraus, weil der junge Mann keine Kinder wollte. Franziska hingegen wäre gerne Mutter geworden. Darauf hat sie mit ihrer Entscheidung fürs Klosterleben endgültig verzichtet. Umso mehr erfreut sie sich nun als Tante an den Kleinen ihrer Schwester.

    Zudem arbeitet sie im Internat der Marienschulen. Die Leidenschaft von Schwester Magdalena (73) ist eine ganz andere: Sie sammelt das ganz Jahr über Brauchbares für den großen Flohmarkt in St. Ottilien, der stets im Juli zugunsten der Mission stattfindet. An die 3000 Euro hat sie dort heuer an Erlös zusammenbekommen. Das Spitzenergebnis lag bei 18000 D-Mark.

    Ihr hohes Alter erlaubt Schwester Wendelina (94) keine großen Aktivitäten mehr. Früher widmete sie sich mit viel Hingabe und großer Sorgfalt der Kirchenwäsche, unter anderem in Kempten.

    Bei ihrem Jubiläum am Sonntag steht für alle sechs Schwestern die Dankbarkeit im Vordergrund. Sie wollen Gott danken für ihr Leben mit allen Höhen und Tiefen, in denen auch ihr Glaube auf die Probe gestellt wurde. "Doch wir sind sicher, es gibt ein Happy End", sagt Schwester Imelda bestimmt.

    Der Gottesdienst findet am Sonntag, 3. Oktober, um 10.30 Uhr in der Institutskirche (bei den Marienschulen) statt.

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