Manchmal genügt bereits das Gewicht eines Menschen, um eine Lawine auszulösen. Die Gefahr, dass Schneemassen sich lösen und in die Tiefe sausen - ob mit oder ohne Einfluss von Wintersportlern - ist derzeit immer noch sehr hoch. In den Allgäuer Alpen bestand am Freitag laut dem Bayerischen Lawinenwarndienst die Gefahrenstufe drei auf der fünfteiligen Skala.
Bevor die Lawinen unkontrolliert ins Tal rauschen, werden vielerorts im Allgäu mit gezielten Sprengungen die Schneemassen von den Hängen geholt. Gerade in den vergangenen zwei Wochen fanden aufgrund des starken Schneefalls viele Sprengungen statt. "Es ist wichtig frühzeitig zu sprengen, damit etwa Straßen und Pisten wieder freigegeben werden können", sagt Heini Malue, Leiter der Lawinenkommission Oberstaufen und der Allgäuer Bergwacht.
Entscheidung trifft Gemeinde
Ständig haben er und die Mitglieder der anderen zehn Kommissionen im Allgäu die Hänge der Berge im Blick. "Wir geben dann je nach Wetter- und Schneelage Empfehlungen, ob ein Gebiet gesperrt werden soll oder eine Sprengung sinnvoll wäre", sagt Malue. Die Entscheidung trifft dann entweder die Gemeinde, zu deren Gebiet beispielsweise die betroffene Straße gehört oder die jeweilige Bergbahn.
"Die Sprengung selbst führt dann ein Sprengmeister durch", sagt er.
Wird entschieden, dass eine Lawine gesprengt werden soll, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
l Handsprengung: Bei Stellen, die anders schwer oder nicht zu erreichen sind, begibt sich der Sprengmeister ein Stück in das Gelände hinein und legt die Sprengladung ab. "Es wird versucht die Handsprenung zu vermeiden, da dort das Risiko für Personen am größten ist", sagt Bernhard Zenke, Leiter der Lawinenwarnzentrale im Bayerischen Landesamt für Umweltschutz.
l Sprengung mit Hilfe von Sprengbahnen: Die Sprengung wird an sogenannten umlaufenden Sprengbahnen, die fest im Gelände montiert sind, gebunden und an einer bestimmten Stelle abgesetzt. Ausgelöst wird die Sprengung mit einer Zeitzündschnur.
l Sprengung per Hubschrauber: Hier wird die Sprengladung von oben auf den Schnee abgesetzt und wieder über eine Zeitzündschnur ausgelöst.
l Gasex-Anlagen: Über fest installierte, gebogene Rohre, mit Öffnung zum Hang, wird bei Bedarf Druck auf den Hang ausgeübt. "Mit einem Gasgemisch wird eine Explosion erzeugt, die den Druck aufbaut", sagt Leo Schuster, technischer Leiter für Pisten und Beschneiung bei den Bergbahnen Kleinwalsertal und Oberstdorf.
Der Vorteil sei, dass sie sehr leicht zu handhaben sind. Im Allgäu gibt es solche Gasex-Anlagen an der Nebelhornbahn. "Rund 20 bis 25 Mal wurden sie diesen Winter schon eingesetzt", sagt er.
Gesprengt wird in der Regel mit einem speziellen kälteunempfindlichen Sprengstoff mit Zeitzündung. Wenn er auslöst, wird Druck auf den Hang ausgelöst und die Schneemassen geraten ins Rutschen - ähnlich wie wenn ein Wintersportler sich darauf bewegt.