Die Schweigers fahren von einem Rennen zum andern Schwangau Die nordischen Spitzenathleten des TSV Schwangau sind fast ein Familienbetrieb. Vater Andreas Schweiger leitet nicht nur die Abteilung. Er ist für seine Töchter Sara (15) und Julia (17) und für seinen 20-jährigen Sohn Christoph auch Trainer, Berater und Service-Mann. Vervollständigt wird das Familien-Quartett von Franzi Thurm (14).
Allgäuer Meister, bayerischer Meister, deutscher Meister - im Vorjahr sammelten sie einen Titel nach dem anderen. In diesem Winter fuhren sie dem Schnee hinterher. Aber nach den jüngsten Schneefällen und dem Gewinn der deutschen Sprint-Meisterschaft von Sara in der Klasse "Jugend 16" geht´s jetzt Schlag auf Schlag. Bis in den März hinein vergeht kein Wochenende ohne Rennen. Heute und am Sonntag sind die Schwangauer Spitzenski-Langläufer in Oberhof. Dort beginnt die Deutschland-Pokal-Serie. Sie ist zu vergleichen mit dem Welt-Cup der alpinen Ski-Größen: Für Siege und Platzierungen gibt es Punkte. Acht Rennen finden statt, die sieben Besten kommen in die Wertung. Sara Schweiger stand im Vorjahr auf dem obersten Treppchen: Deutschland-Cup-Siegerin. Das war in der Schülerklasse. Jetzt gehört sie der Elite der Jugendklasse an - und wurde prompt vor zwei Wochen deutsche Meisterin im Sprint (wir berichteten). Erfolgsgewohnt ist auch ihre Schwester Julia. Im Vorjahr wurde sie in ihrer Klasse "Jugend 17" bayerische Meisterin über zehn Kilometer. Und als Jugendliche Allgäuer Meisterin in der allgemeinen Klasse! Urkunden und andere Siegerpreise zieren auch das Zimmer von Franzi Thurm, der Jüngsten im Schwangauer Erfolgsquartett. Dasselbe gilt für Christoph Schweiger: Wie seine Schwes-ter Sara bei den Schülerinnen, gewann er den Deutschland-Pokal der Junioren-Klasse. Jetzt zählt Christoph zu den Aktiven, und die Konkurrenz ist größer. Aber sein Ziel ist hochgesteckt wie das seiner Schwestern und das von Franzi Thurm. Christoph Schweiger leistet zur Zeit seinen Militärdienst ab. Der Obergefreite der vierten Kompanie des in Kempten stationierten Sanitätsregiments 8 war mit den Spitzenläufern des Bayerischen Skiverbandes im November drei Wochen im Trainingslager in Norwegen. Dann kämpfte er bei den Qualifikationsrennen des Deutschen Skiverbandes in St. Moritz um einen Platz in der Nationalmannschaft. Er verfehlte sein Ziel knapp. "Aber Chancen sind noch da, bei jedem Rennen", hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, im Winter 2001 international für Deutschland starten zu dürfen. Zum Beispiel beim Europa-Cup. Das ist eines seiner Ziele. Das andere? "National mich unter den ersten Zehn festzusetzen." Deshalb will er über die deutschen Sprint-Meisterschaften vor zwei Wochen am liebsten nicht mehr reden. Platz 22. Das war enttäuschend und ein Zeichen für sein Formtief. "Vielleicht war ich übertrainiert", sucht Christoph Schweiger nach Erklärungen. Für seine bisherigen Erfolge und die seiner Schwestern und von Franzi Thurm gibt es sie: Alle trainieren, trainieren und trainieren. Radfahren, Joggen, Skirollern und Bergtouren oder Sprints wie ein Leichtathlet, um körperliche Ausdauer und Schnelligkeit zu bekommen. Und Seilspringen wie ein Boxer. "Damit verbessern wir unsere Sprungkraft und den Abdruck." Letzteren brauchen sie ab dem ersten Schneefall, wenn das Training auf den Langlauf-Skiern beginnt. Ob Taining im Sommer oder Wettkampf im Winter, der Leis-tungssport ist hart. "Wir müssen auf viele Freizeitvergnügen verzichten", erzählt Julia Schweiger. Aber es gibt auch einen Lohn dafür: den Erfolg. Für diesen ist Vater Andreas Schweiger einer der Urheber. Der heute 47-Jährige war in seiner sportlichen Glanzzeit als Biathlet 1981 Vizeweltmeister. Er ist das Vorbild des Schwangauer Langlauf-Nachwuchses, zu dem neben seinen eignen Kindern derzeit zirka 15 Schüler und Jugendliche zählen. "Ohne den Papa würde es gar nicht gehen", erzählt Sara Schweiger. "Er macht alles für uns. Er präpariert die Ski, fährt uns zum Training."