Am Rande einer Betriebsveranstaltung ging der Werkleiter von Lang Papier, Dr. Thomas Krauthauf, auf Fragen unserer Zeitung zum Thema Heizkraftwerk ein. Krauthauf verschwieg auch nicht, dass Lang Papier soeben einen herben Rückschlag hinnehmen musste. Wie berichtet, muss der Bau des neuen Heizkraftwerks wegen Finanzierungsengpässen auf unbestimmte Zeit verschoben werden, was beträchtliche Unruhe verursacht. Der Werkleiter versicherte: "Wir hören nicht auf, an diesem Standort zu arbeiten. Ich gehe davon aus, dass unser gemeinsamer Kampf für das neue Kraftwerk nicht vergebens war. Es wird gebaut werden. Bis dahin können wir mit einer Zwischenlösung leben."
Wenn die Genehmigung für das bereits beantragte Kraftwerk vorliegt, wann wird dann der Baubeginn sein?
Krauthauf: Die Genehmigung gilt voraussichtlich für drei Jahre. Innerhalb dieser Zeit planen wir, mit dem Bau zu beginnen - je eher, desto besser. Wann genau wir beginnen können, wird von der Entwicklung der Finanzmärkte abhängen.
Wie ist es möglich, das bisherige Schwerölkraftwerk durch eine reine Gaslösung zu ersetzen? Kann damit die Produktion voll weitergefahren werden?
Krauthauf: Ja, die Produktion kann weiterlaufen. Allerdings ist das zum einen eine Frage des Wetters, da unser Gasversorger uns bei Temperaturen von unter -7 Grad Celsius keine volle Versorgung mehr garantieren kann. Und zum Zweiten ist es eine Frage der Wirtschaftlichkeit.
Wir müssten bei einer unzureichenden Gasversorgung zusätzlich mit leichtem Heizöl zufeuern, dementsprechend wird die Papierproduktion dann teurer. Außerdem haben wir künftig keine Redundanz (zusätzliche Ressourcen bei einer Störung) für die Dampfversorgung. Das heißt, wenn ein Kessel ausfällt, hat das direkt Auswirkungen auf die Produktion.
Das sind Nachteile, aber dennoch: Wenn eine "kleine" Lösung ausreicht, warum dann überhaupt die "große"? Warum dann nicht gleich nur Energie aus Gas?
Krauthauf: Der Hauptgrund für die große Lösung liegt neben Versorgungssicherheit und Redundanz in der Nutzung des Kraft-Wärme-Potenzials. Mit der angestrebten Zwischenlösung werden wir künftig noch weniger Strom selbst herstellen und damit das Kraft-Wärme-Potenzial noch weniger ausschöpfen.
Das ist wirtschaftlich nicht sinnvoll und ökologisch in Hinblick auf die Diskussion zu Veränderungen im Weltklima kaum zu vertreten. Zusätzlich dazu wollen wir uns nicht vollständig von Gas abhängig machen. Der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine im letzten Jahr hat die Risiken gezeigt. Die Reststoffe aus der Altpapieraufbereitung haben einen positiven Heizwert. Wir wollen diese Energie bei uns vor Ort nutzen, statt die Reststoffe mit Lkw abzutransportieren - auch das ist ökonomisch und ökologisch sinnvoller.
Wo kommt der benötigte Strom bei dieser Zwischenlösung her?
Krauthauf: Bei der Zwischenlösung wird der überwiegende Anteil des Stroms extern aus dem Stromnetz bezogen werden. Auch das geht natürlich zulasten der Wirtschaftlichkeit, weil wir im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern dann höhere Preise für den Strom zahlen müssen.
Wird die Interimslösung später in das Gesamtprojekt integriert? Ist sie in den vorliegenden Planungen bereits enthalten, oder muss dafür ganz neu geplant werden?
Krauthauf: Die Interimslösung wird dann als Back-up genutzt, eine Neuplanung ist aus heutiger Sicht nicht notwendig.