Zumindest zwei zusätzliche Gäste wird der Informationsbesuch des Landtagsvizepräsidenten Franz Maget Pfronten bringen: Der Politiker zeigte sich von der Gegend so angetan, dass er demnächst für einen privaten Besuch mit seiner Frau zurückkehren möchte. Bei seinem gestrigen Besuch gemeinsam mit dem tourismuspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Dr. Paul Wengert in Pfronten und Füssen standen aber zunächst die harten politischen Fragen auf dem Programm. Denn für die Rolle, die der Tourismus als Leitbranche in Bayern spiele, werde er von der Landespolitik noch viel zu wenig beachtet, beklagte Wengert. Mehr als 650000 Einwohner des Freistaats beziehen ihr Einkommen aus dem Gastgewerbe, so Franz Maget. Bei nötigen großen Investitionen würden die Betriebe aber oft allein gelassen. Hier wären aus seiner Sicht staatliche Bürgschaften angebracht.
Ehrgeizige Ziele hat sich das Allgäu beim Zukunftsthema Gesundheitstourismus gesteckt, erläuterte die stellvertretende Tourismusdirektorin Jessy Arlt: "Es will auf eine Stufe mit Südtirol und Deutschlands führende Gesundheitsdestination werden." Pfronten, das das Prädikat eines Heilklimatischen Kurorts anstrebe, müsse für die nötige Infrastruktur alleine aufkommen, beantwortete Bürgermeister Beppo Zeislmeier eine Frage von Wengert. Staatliche Fördermittel gebe es für den Klimapavillon, die Klimastation oder auch die Terrainkurwege nicht. Zugänglich machen will man den Gästen das gesunde Klima auf zwei "Etagen": im Tal sowie als Höhenklima auf dem Breitenberg.
Bürgermeister Zeislmeier präsentierte den Besuchern die Pläne für ein neues Hotel, das das bisherige Berghaus Allgäu an der Bergstation der Breitenbergbahn ersetzen soll.
Eine wichtige Voraussetzung für den Tourismus im Allgäu dürfe nie vergessen werden: die schöne Landschaft, betonte Josef Freuding, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Ostallgäu. "Ganz drastisch: Wenn heute in Schwangau eine Biogasanlage errichtet wird, gibts da morgen keine Gäste mehr", so Freuding. Nachdem sich solche Anlagen bereits vom Unterallgäu ins mittlere Ostallgäu vorgearbeitet hätten, sei das kein unrealistisches Szenarium. "In einer Tourismusregion muss klar der Erhalt der Landschaft oberstes Ziel sein", so Freuding. Nötig sei dazu, den Bauern zu ermöglichen, von ihrer Arbeit verlässlich leben zu können.
Auch Nebenerwerbslandwirte und Seniorenbauern dürfe man nicht außer Acht lassen. Werde deren Arbeit anerkannt und unterstützt, würden sie einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Landschaft leisten.
Einig waren sich alle Gesprächsteilnehmer, dass der Landurlaub in umgebauten ehemaligen Bauernhöfen oder Austragshäusern keine Alternative zum "Urlaub auf dem Bauernhof" sei. "Damit wäre die Zersiedelung der Landschaft vorprogrammiert", so Bürgermeister Zeislmeier. Großen Nachholbedarf gibt es in Pfronten beim Thema Barrierefreiheit, räumten Bürgermeister und Tourismusvertreterin ein. Laut Wengert ein wichtiges Thema für die Zukunft, schließlich komme sie nicht nur Behinderten, sondern auch älteren Gästen und Familien mit Kindern zugute.
Von Pfronten fuhren die beiden SPD-Politiker nach Füssen weiter, wo sie sich unter anderem bei einem Rundgang durch die neue Dauerausstellung im Museum der Stadt über das Thema Kulturtourismus informierten.