Sonthofen/Blaichach (uw). Viel, viel Wasser soll die Iller hinunter fließen, ehe wieder Bagger an der Marienbrücke anrollen werden. Das hofft Landrat Gebhard Kaiser und befand am Samstag bei der offiziellen Einweihung der neuen Brücke: Ende gut, alles gut. Alles war sicher nicht gut, schließlich mussten Anlieger durch die über sechsmonatige Bauzeit teils erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Doch am Neubau der 95 Jahre alten Brücke habe auch wegen des Hochwasserschutzes kein Weg vorbei geführt, warb Kaiser um Verständnis. Heiß diskutiert war das Projekt schon vor Baubeginn: Aus Kostengründen hatte der Bauausschuss des Landkreises beschlossen, die Brücke für 1,5 Millionen Euro mit Mittelpfeiler zu bauen denn ohne den Pfeiler wären es noch 200000 Euro mehr gewesen. Solche Sparsamkeit fand bei manchem Hochwasser-geplagten Bürger wenig Verständnis. Schlimmer waren indes für auf Fahr-Kundschaft angewiesene Betriebe die Umsatzeinbußen im Zuge der langen Bauzeit. Schließlich handelt es sich bei der Marienbrücke um eine der wichtigsten Kreisstraßen mit einem Verkehrsaufkommen von 11000 bis 12000 Fahrzeugen pro Tag. Gut einen Monat nach dem Abbruch der alten Brücke diskutierten Oberallgäuer Kreisräte deshalb erneut, ob neben dem Behelfssteg für Fußgänger und Radler nicht doch auch eine Hilfsbrücke gebaut werden sollte.
Doch der Gedanke wurde laut Kaiser nach reger Diskussion wieder verworfen: Der starke Verkehr hätte die Bauarbeiten erheblich behindert und verzögert. Stattdessen sollte der Bau möglichst flott ablaufen. Aber da zogen starke Schneefälle und anschließende Dauerkälte einen Strich durch die Rechnung: Statt Anfang April war die Brücke erst am 17. April befahrbar. An heftige Bürger-Diskussionen samt Unterschriftssammlung und Demonstration vor dem Gemeinderat erinnerte Blaichachs Bürgermeister Otto Steiger. Ebenso umstritten sei ein Ratsbeschluss gewesen, ob die Gemeinde die stark betroffenen Firmen unterstützen soll. Von diesen Unruhen offensichtlich nicht begeistert, mahnte Steiger für die Zukunft einen fairen Umgang unter den Bürgern an. Seine Devise: Zur rechten Zeit reden, zur rechten Zeit schweigen. Und noch etwas machte Blaichachs Rathauschef Steiger deutlich: Die Notwendigkeit des Brückenbaus war für die Mehrheit unbestritten. Den vom Landratsamt ausgeübten Termindruck umschrieb ein Vertreter der Baufirmen bei der Einweihung humorvoll: Gefragt waren Sprinter-Qualitäten. Wir mussten schnell starten und bis zum Ziel durchhalten, während der Landrat uns mit Anfeuerungsrufen begleitete, die wir bis nach Memmingen hörten. Den kirchlichen Segen gaben dem neuen Bauwerk der katholische Dekan Martin Bummele und sein evangelischer Kollege, Pfarrer Helmut Klaubert.