Nach fünf Probentagen präsentierte der bayerische Landesjugendchor in der Musikakademie sein Herbstprogramm 'Songs of Love'. Vom ersten Ton an war klar, dass diese von der bayerischen Chorakademie geförderten Jungchoristen auf hohem Niveau agieren. Schon die Texte mit geistlicher und weltlicher Liebeslyrik vom alttestamentarischen 'Hohelied' bis zu deutscher Klassik sind anspruchsvoll. Und Chorleiter Gerd Guglhör wandelt stets nah am Text.
2013 vielleicht beim Wettbewerb 'Let the people sing' dabei
Die frappierende Klangqualität des 60-köpfigen Chores, der sich jährlich zu drei Probenphasen trifft, ist vor allem den Gesangsstudenten bis 27 Jahren mit ihren jungen Stimmen zu verdanken. Erst recht ist der Münchener Chorprofessor samt seinen Stimmbildnern ein unwiderstehlicher Klangästhet. Er duldet keine Manierismen und hat seinen Choristen jenen Sinn für dynamische Spannung, für schmelzende Klangweichheit und absolute Leichtigkeit eingepflanzt, im Übrigen auch für vibrierenden Groove.So verfügt das Chorklangbild über jene betörend reine Frische.
Kein Wunder, dass der Bayerische Rundfunk den Landesjugendchor ehrenvoll als Vertreter Bayerns für den Wettbewerb 'Let the People Sing' 2013 vorschlägt.
Manche der vorgetragenen romantischen Liederzyklen klangen wie aus einer etwas versunkenen musikalischen Welt. Dabei gab Guglhör seinen jungen Sängern auch Gelegenheit zu klavierbegleiteten Soloauftritten, wie der 22-jährigen Anna-Maria Gieron, deren lichter Sopran sie etwa für die mozartsche Susanna prädestiniert. Kleinere Chorensembles zeigten eindrucksvoll Renaissance-Lieder von Orlando di Lasso von der Münchener Hofkapelle und dem gestrengen Palestrina.
Der Chorprofessor Guglhör sorgte insbesondere für eine überwältigende gemäßigt moderne Komponistengarde: den Finnen Komulainen mit aufregenden Klangschichtungen oder den schwedischen Kompositionsprofessor Sandström mit extremer Technikanforderung und faszinierendem Sprechgesang, der sich in Summen auflöst. Der 40-jährige Amerikaner Eric Whitacre gestaltete mit seiner Komposition 'With a Lily in Your Hand' und schlingernden horizontalen Tonwellen ein rhythmisches Feuerwerk. Und der Finne Mäntyjärvi schuf 1984 mit seinen Shakespeare-Vertonungen wie dem 'Double Double, Toil and Trouble' als Zugabe mit den Gift mixenden Macbeth-Hexen einen hinreißenden Chorzaubertrank.