Ist ein Wolf für den Tod von Kälbern im Oberallgäu verantwortlich oder nicht? Während die örtlichen Landwirte sich sicher sind, dass das Raubtier in ihrer Region sein Unwesen treibt, verweist das Landesamt für Umwelt nach wie vor auf noch ausstehende DNA-Analysen. Trotzdem wolle die Behörde, wie sie am Donnerstag mitteilte, einen Runden Tisch organisieren, bei dem es unter anderem um „Vorsorgemaßnahmen“ gehen soll. Diese seien auch dann sinnvoll, wenn ein wildernder Hund über die Kälber hergefallen sei. Das Allgäu wäre nicht die einzige Region in Bayern, die von Wölfen durchstreift wird: Zwei Jungwölfe sind im oberfränkischen Landkreis Bayreuth unterwegs. Sie wurden am 2. August von einer automatischen Kamera im Veldensteiner Forst abgelichtet, wie das Landesamt für Umwelt am Donnerstag mitteilte. Es handele sich in diesem Jahr um den ersten Nachweis von Wolfswelpen in Bayern. Der Veldensteiner Forst ist ein 6.000 Hektar großes Waldgebiet, das überwiegend im Landkreis Bayreuth liegt. Im Oberallgäu stehen die Landwirte einem möglichen Schutz der Herden vor Wölfen mit Elektrozäunen und Schutzhunden skeptisch gegenüber: „Prävention ist weder finanziell noch praktisch machbar“, sagt die Oberallgäuer Kreisbäuerin Monika Mayer. „So hoch kann ein Zaun gar nicht sein, als dass ein Wolf da nicht drüber kommt.“ Noch dazu bei Weiden mit etlichen Hektar Fläche. Man müsse sich schnellstens der Tatsache stellen, dass der Wolf im Allgäu angekommen sei und eine Gefahr darstelle. „Wer daran zweifelt, glaubt an Märchen!“ Mayer macht keinen Hehl daraus, dass für sie nur ein sofortiger und konsequenter Abschuss infrage kommt. Auch wenn es keine Patentlösungen für Allgäuer Alpweiden gebe, ist Biologe Henning Werth vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) überzeugt, dass wirkungsvoller Schutz für Nutzvieh in bestimmten Gebieten möglich ist. „Graubünden macht es uns vor“, sagt Werth und verweist auf speziell trainierte Herdenschutzhunde, Esel auf Weiden und provisorische Ställe, die Schafherden nachts einen sicheren Unterstand bieten. Das LfU führt als Schutztiere auch Lamas auf. Sie werden in Skandinavien, den USA und der Schweiz bereits als Hütetiere eingesetzt. Auch Elektrozäune hätten sich punktuell bewährt – „das geht aber nicht bei Alpweiden mit 50 Hektar“, sagt Werth. Gerade in diesen Gebieten setzen Landwirte in Graubünden auf Herdenschutzhunde, berichtet Jan Boner, Schäfer, Almmeister und Herdenschutz-Experte aus dem Schweizer Kanton. Diese arbeiteten sehr effektiv. „Bei uns gibt es geschützte Herden, die regelmäßig vom Wolf angegangen werden“, schildert er. Trotzdem komme es vor, dass Schafe, die abseits der Herde stehen, gefressen werden. In Graubünden wurden bisher keine Rinder gerissen, berichtet Boner. Der Experte rät: „Herden effektiv vor dem Wolf zu schützen, gelingt nur durch den aktiven Schutz der Nutztiere und ein professionelles Wildtiermanagement. Dazu gehört auch der Abschuss zum Beispiel von Problemwölfen und zur Rudelregulierung.“
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