Obwohl Superstar Andreas Klöden stürzt, herrscht tolle Stimmung bei Wangener Radkriterium Wangen (zim). Eine verwaschene Leggins, ein silberner Dreizack, ein schwarzer Umhang und rote Badeschlappen: Didi Senft, der wohl bekannteste Radsportfan der Welt, sieht in seiner Teufels-Montur schon etwas seltsam aus. Gut eine Stunde vor dem Rennen geht er am Streckenrand auf und ab. 'Guten Tag, sind Sie auch da?', sagt er zu drei älteren Damen und schüttelt deren Hände.
Während immer mehr Zuschauer nach den besten Plätzen am Straßenrand suchen, herrscht in der Innenstadt buntes Treiben. Die Geschäfte haben dank des verkaufsoffenen Sonntags ihre Türen geöffnet, gemütliche Cafès und Restaurants locken die Menschen an. Mit Erfolg. Die Besucher reden, schauen, verweilen und genießen das bunte Treiben. Ein paar Meter weiter auf dem Marktplatz sitzt Tobias Steinhauser und gibt Autogramme - ganz leger gekleidet in Jeans und Hemd. 'Das ist nicht unbedingt dein Arbeitsoutfit', wird Stefan Salschneider, einer der Renn-Moderatoren, später während des Radkriteriums sagen und ihn nach seiner Verletzung fragen. 'S´Gstell stimmt einfach noch nicht', meint der Scheidegger dann zu seiner Rennabsage. Und ja, er finde es schade, dass er in Wangen nicht fahren könne.'Keine Strecke für mich'Bis es jedoch zum Start des Rennens kommen kann, müssen sich die Profis und Amateure einschreiben. Und das geschieht um 14.45 Uhr auf der Start- und Ziellinie. Gleich daneben steht einer im Mittelpunkt: Andreas Klöden, Zweiter der Tour de France. Bereitwillig beantwortet er Fragen und gibt Autogramme: Bücher, Plakate, T-Shirts und Trikots - da muss alles herhalten. 'Ich freue mich sehr, dass Sie hier sind', sagt Oberbürgermeister Michael Lang, bevor das 71. Wangener Radkriterium kurz darauf startet. Runde für Runde drehen die Fahrer ihre Kilometer. Ein frischer Wind weht, wenn sie an den rund 10000 Zuschauern vorbeischießen. Und wo ist Andreas Klöden? Im Mittelfeld. Schon vor dem Rennen hatte er gesagt: 'Eigentlich ist Wangen keine Strecke für mich.' Zu flach für einen Bergfahrer. Um 16 Uhr ist Schluss: Klöden stürzt. Fragende Blicke im Publikum. Was wohl passiert ist? Ein paar Minuten vergehen, doch der T-Mobile-Star kommt nicht an die Start- und Zielgerade, wo er eigentlich wieder ins Rennen einsteigen könnte. 'Vielleicht lassen sie ihn auch später noch einfahren', meint ein Zuschauer, 'damit die Leut´ eine Freud´ haben.' Die Hoffnung wird enttäuscht - und so geht das Rennen ohne den Tour-de-France-Zweiten weiter. Der Stimmung am Streckenrand tut das keinen Abbruch und kurz vor Ende des Rennens klappt auch die La-Ola-Welle recht gut. Stefan Steinweg, Fahrer mit der Nummer 15, macht´s mit - freihändig fahrend von seinem Sattel aus. Er scheint´s lustig zu haben. Spaß hat auch Olaf Pollack - besonders nach dem Rennen: Er gewinnt. Und während der Sieger noch auf dem Treppchen steht, warten schon wieder die ersten Fans auf Autogramme. Nach dem Rennen ist vor dem Rennen.