Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Kunst-Knorpel macht Knie wieder fit

Allgäu

Kunst-Knorpel macht Knie wieder fit

    • |
    • |

    Von Jürgen Gerstenmaier, Lindenberg - Viele Menschen kennen das: Nach einer Sportverletzung oder durch einen Defekt ist der Knorpel im Knie geschädigt. Die Schutzschicht zwischen Oberschenkel und Schienbein wird kleiner oder fällt ganz weg. Knochen reibt plötzlich auf Knochen, oft unerträgliche Schmerzen sind die Folge. Am Krankenhaus im Westallgäuer Lindenberg wurde nun eine völlig neue Methode angewandt, um Abhilfe zu schaffen: In ein geschädigtes Knie wurde ein künstlicher Knorpelersatz eingesetzt. Bisher, erläutert Oberarzt Dr. Norbert Wynands, gab es bei derartigen Schäden am Knie nur wenige Alternativen. Beispielsweise konnte man an einer noch nicht betroffenen Stelle Knorpel entnehmen, diesen außerhalb des Körpers weiterzüchten und schließlich wieder einsetzen. Oder bei ausreichender Knorpelmenge einen so genannten Knorpelzylinder entnehmen und an die betroffene Stelle implantieren. Nachteil dieses Verfahrens bei einer bestehenden chronischen Gelenkerkrankung: die Gelenkflüssigkeit verändert sich chemisch. Als letzte Möglichkeit in vielen Fällen blieb demnach nur eine Prothese. Der nun in Lindenberg eingesetzte künstliche Knorpelersatz besteht ähnlich wie weiche Kontaklinsen aus einem Wasser speichernden Kunststoff, der äußerst gewebeverträglich sei, wie Chirurg und Unfallchirurg Wynands sagt.

    Der operierte Patient, der 50-jährige Wilfried Fink, habe bereits seit geraumer Zeit an einer Knochenknorpel-Entzündung gelitten. Der Knorpel respektive Knochen im linken Knie hatte sich deutlich zurückgebildet. Die Operation sei relativ kurz gewesen, schildert Wynands. Das Knie wurde mit einem etwa fünf Zentimeter langen Schnitt geöffnet und mit einer Art Fräse der verbliebene geschädigte Knorpel und Knochen entfernt. Schließlich wurden zwei der neuartigen Implantate eingesetzt. 'Die Schutzschicht zwischen Knochen und Knochen war wiederhergestellt', so Wynands. Fink konnte bereits zwei Tage nach dem knapp 40 Minuten dauernden Eingriff das Gelenk wieder um 90 Grad beugen 'und es auch voll belasten, sprich wieder ganz normal auftreten'. Der gebürtige Kemptener Wynands, der vor drei Jahren von der Uniklinik in Aachen wieder zurück ins Allgäu kam, nennt Kosten von rund 1200 Euro pro Implantat. Kosten, die bislang noch nicht von den Kassen erstattet werden. 'Das Problem ist, dass die Methode ja noch nicht in Langzeit-Studien erforscht werden konnte. So kann zurzeit noch keiner sagen, wie\'s in fünf Jahren aussieht', erklärt Wynands. Darum gehen jetzt die Daten aller operierten Patienten in eine europäische Studie ein: 'Da wird jeweils abgefragt, wie es dem Patienten in Abständen von drei Monaten, einem und zwei Jahren geht', so Wynands. Er ist überzeugt, dass die neue Methode - erstmals wurde sie im Juni in Hannover und seither auch in ein paar anderen Kliniken angewandt - auf jeden Fall eine Alternative zu einer Prothese darstellen könnte: 'Denn die ist endgültig.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden