Puppenmuseum in Rieden feiert zehnjähriges Bestehen Rieden am Forggensee (bkl). Licht gibt es in der umgebauten Scheune nur wenig. Und auf den ersten Blick wirkt es in dem hohen Raum etwas eng. Sobald sich die Augen aber an die Dunkelheit gewöhnt haben, macht gerade diese Lichtstimmung das Besondere im Puppenmuseum in Rieden aus. Zwischen hohen Bücherregalen, einem alten Klavier und Puppenwägen aus Uromas Zeiten wird der 200 Quadratmeter große Raum ausschließlich von Puppen belebt.
600 kleine Mädchen und Buben, Clowns und Hexen, Prinzessinen und Königskinder finden hier Platz. Die einen sitzen, andere stehen und wieder andere haben es sich in Glasvitrinen gemütlich gemacht. Für den Betrachter scheint der Raum ausgefüllt, Benita Diels von Salis aber sieht noch genügend Platz für neue Puppen. "Da geht immer noch was", sagt sie und blickt an die Decke, wo bereits ein kleiner Pilot, Graf Dracula und andere "schwebende" Puppen auf und ab tanzen. Zehn Jahre ist es her, dass die Künstlerin in Rieden das Puppenmuseum eröffnete. 200 Ausstellungsstücke waren es damals. Inzwischen ist die Sammlung um das Dreifache gewachsen. Neben alten Puppen samt Zubehör, die Benita Diels von Salis vor 20 Jahren geerbt hat, gibt es auch Künstlerstücke wie etwa Käthe-Kruse-Puppen, die sie im Laufe der Jahre erstanden hat. Zwei Drittel der Ausstellungsstücke sind selbstgemacht - und verkäuflich. Zwischen 800 und 1600 Mark kos-tet eine originale Salis-Puppe aus eigener Porzellanmanufaktur "normalerweise". Im Jubiläumsjahr gibt die Künstlerin auf alle Stücke 40 Prozent Nachlass. Neben Charakterpuppen, die aus ihrer eigenen Vorstellung entstehen, fertigt die gebürtige Schweizerin auch Porträtpuppen an. "Ich verewige Kinder in Porzellan", erklärt Benita Diels von Salis. Von ihren Kunden, die aus dem gesamten Bundesgebiet, Österreich, Schweiz und den Niederlanden kommen, erhält sie Fotovorlagen, nach denen sie die Puppen gestaltet. Meistens sind es Kindergesichter. Es war allerdings auch schon ein Mann bei ihr, der seine "Traumfrau" in Porzellan modelliert haben wollte. Zehn Wochen arbeitet die Künstlerin an einem solchen Porträt, für das sie 3500 Mark nimmt. "Es ist sehr aufwendig. Ich muss die Haare und Augen extra anfertigen lassen", erklärt sie. Die Kleider näht die 53-Jährige selbst. Obwohl Benita Diels von Salis regelmäßig Aufträge hat und viele Museumsgäste durch ihre Puppensammlung führt, sieht sie ihre Arbeit als reines Hobby. "Ich kann mir meine Zeit frei einteilen und nach Lust und Laune arbeiten." Da könne es auch mal vorkommen, dass sie erst abends beginnt und bis Mitternacht in der Werkstatt steht oder um fünf Uhr morgens zum Modellieren aufsteht. "Dann ist es im Haus angenehm ruhig und ich werde von keinem Telefon gestört."Ob eines der fünf Kinder in ihre Fußstapfen treten wird, kann die Riedenerin heute noch nicht sagen. "Künstlerisch begabt sind sie alle", meint sie. Doch den vier Söhnen und der Tochter im Alter von 17 bis 26 Jahren fehle noch die nötige Muße. "Das kommt vielleicht später", sagt die Mutter, die selbst erst mit 26 Jahren mit der Ölmalerei angefangen hat. Die neueste Idee von Benita Diels von Salis sind Gartenpuppen aus Beton und Draht. Dabei bietet sie ihren Kunden "porträtähnliche" Arbeiten an. Die Puppen sind wetterfest, dem Garten farblich angepasst - und wesentlich preiswerter als Porzellanpuppen, sagt die Künstlerin. "Und so können beispielsweise Großeltern die Schar ihrer Enkel vor den Gartenteich setzen."