Mit Empörung haben die Nesselwanger Marktgemeinderäte auf die Nachricht reagiert, dass die endlich gefundene Lösung für das leerstehende ehemalige Hotel "Krone" und das angrenzende ebenfalls zunehmend verfallende Anwesen Ulrich am Widerstand von Behörden scheitern könnte. Einstimmig stellten sie sich noch einmal hinter das Projekt, die Gebäude durch einen Neubau zu ersetzen. Sogar Stimmen, mit einem Ratsbegehren zu belegen, dass ganz Nesselwang hinter dem Vorhaben stehe, wurden laut.
Wie berichtet, will ein Investor beide Gebäude abreißen und an ihrer Stelle ein Geschäftshaus errichten. Weil es von der Straße abgerückt werden soll, würde sich gleichzeitig ein Blick auf die Pfarrkirche St. Andreas öffnen. Genau an diesem freien Platz, der hauptsächlich als Parkplatz genutzt werden soll, stören sich jedoch dem Vernehmen nach der Kreisbaumeister und die Denkmalschutzbehörde. Dadurch würde die gewachsene Siedlungsstruktur mit geschlossener Bebauung entlang der Durchgangsstraße unterbrochen.
"Wir sind uns nicht ganz einig", fasste Bürgermeister Franz Erhart die bisherigen Gespräche zwischen Marktgemeinde, Investor und Behörden zusammen. In einigen Tagen stehe noch eine letzte Gesprächsrunde bevor, bei der das Vorhaben noch kippen könnte, so Erhart. "Die Platzgestaltung, der Blick auf die Kirche - das hätte schon was.
Andererseits haben wir die gewachsene Struktur", fasste er den städtebaulichen Konflikt zusammen.
Ratsbegehren im Gespräch
Deutliche Worte fanden die Marktgemeinderäte. "Wie können zwei bis drei Leute uns den Ort kaputtmachen, weil sie persönlich eine andere Meinung haben?", fragte etwa Regine Breuning (CSU): "Wir müssen uns mit Händen und Füßen wehren!" Hans-Georg Allgaier (Freie Wähler) bezeichnete die geplante Öffnung vor der Kirche als "tolle Sache. Klar: Siedlungsgeschichtlich ist die nicht vorgesehen. Aber man muss sich der Zeit auch anpassen!"
Er plädierte dafür, etwa mit einem Ratsbegehren zu zeigen, wie klar man hinter dem Vorhaben stehe. Gerhard Straubinger (CSU) sprach von einem "Projekt von grundlegender Bedeutung für die ortsplanerische Entwicklung." Bei der Güterabwägung zwischen denkmalpflegerischen Aspekten und einer zukunftsweisenden Ortsplanung müsse der Mensch im Mittelpunkt stehen. Verärgert und verständnislos zeigte sich auch Andreas Haslach (CSU). "Dann soll uns doch der Kreisbaumeister sagen, was er für eine Lösung hat!" Zumal lediglich der alte "Krone"-Stadel unter Denkmalschutz stehe.
"Wir sollten ein klares Zeichen für den Investor setzen", stellte sich Andreas Tanner (Freie Wähler) hinter den Vorschlag eines Bürgerbegehrens. Dazu meinte der Bürgermeister, man sollte erst die nächste Gesprächsrunde abwarten, ehe man weitere Schritte beschließe. Im Übrigen hätten sich auch die Einzelhändler des Marktes bei ihrer Versammlung geschlossen hinter das Bauvorhaben gestellt.
Ob erst herabstürzende Dachplatten den Druck erhöhen müssten, frage Peter Schlichtling (CSU), während Edmund Martin (Freie Wähler) betonte: "Es kann nur diese Lösung kommen!" Und auch Anneliese Heer (CSU) erklärte "stinksauer" zu sein. (mar)