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Kritik an umher schwärmenden Ledigen

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Kritik an umher schwärmenden Ledigen

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    Unterthingau/Ostallgäu (ram). - Die Entstehung von 'Thingau' lässt sich nicht auf Tag und Monat festlegen, selbst die Angabe eines 'Geburtsjahres' ist nicht möglich. Dennoch feiert Unterthingau heuer sein 1250-jähriges Bestehen. Die Geschichtsforschung vermutet, dass ab der Mitte des 8. Jahrhunderts ein Königshof in Unterthingau entstanden ist. Etwa ab 755 wurde die Reichs-Pfarrkirche St. Stephanus in Oberthingau erbaut. Die Wurzeln des Gemeinwesens 'Thingau' liegen im Dunkel der Geschichte und sind nicht an einer Jahreszahl festzumachen. Mitte des 8. Jahrhunderts ließ sich ein königlicher Beamter namens 'Tuoni' oder 'Tuno' nieder. Und an der Stelle des heutigen Schlosses entstand ein fränkischer Königshof. Dieser war zugleich auch Amtssitz jener Grafen, die den 'Geltinsteingau' (Keltensteingau) verwalteten. Im Umfeld des Hofes entstand eine Siedlung.

    Königshof überlassen Der Gau umfasste das Gebiet von Thingau, Ruderats- und Biessenhofen sowie Füssen und weit bis ins Lechtal hinein. Als 'Heilmittel für die Seele' überließ König Otto, der spätere Kaiser Otto der Große, mit Einwilligung des Herzogs Hermann von Schwaben am 18. Januar 943 sein Erbrechtseigentum dem Kloster Kempten: Den Königshof zu Unterthingau samt Grund und Boden sowie die Hofkirche zu Oberthingau. Unter Klosterprobst Irmenhart begann 958 der Bau der Pfarrkirche St. Nikolaus in Unterthingau. Bischof Ulrich von Augsburg weihte sie 963 ein, die Oberthingauer Kirche wurde zur Filialkirche 'abgestuft'. Eine Unterscheidung zwischen Ober- und damaligem Niederthingau erfolgte erst ab 1357. Die Rizner von Thingau waren ein Dienstmannengeschlecht des Klosters Kempten. Der sagenumwobene Heinrich der Kempter soll dieser Familie angehört haben. Im Jahre 963 rettete er Kaiser Otto bei einem Kriegszug nach Italien das Leben. Am Kemptener Rathaus prangt ein Gemälde von diesem Ereignis. Das zweite Adelsgeschlecht, das ab dem 12. Jahrhundert erwähnt wird, sind die 'Geizere von Tungowe'. Sie bewohnten die Geisburg beim Weiler Haugen. Kleine Befestigungen standen auf dem Seelenberg, dem Osterberg, in Kipfenberg und Unterthingau sowie in der Nähe von Eichelschwang.

    Lager auf dem Weg nach Italien Auf seinem Heerzug nach Oberitalien hielt König Heinrich II. im März 1004 im Reichshof 'Tinga' ein Hoflager mit Gericht. Ein Meilenstein für Thingau war die Markterhebung 1485 durch Kaiser Friedrich III. Damit durften Wochenmärkte und zwei Jahrmärkte abgehalten werden. Der Ort erhielt auch das Recht auf Stock und Galgen. Im Bauernkrieg 1525 verwüsteten Aufständische das Schlösschen Unterthingau. Der 30-jährige Krieg ging auch an Thingau nicht vorbei. 1634 herrschte im Allgäu eine große Hungersnot, bei der viele Menschen starben. Zudem brach die Pest aus. Davon zeugt der Pestfriedhof südlich von Oberthingau. Über das Thingauer Gebiet herrschte das Hochstift Kempten bis zur Säkularisation 1803, auch die Leibeigenschaft der stiftseigenen Untertanen endete erst in diesem Jahr - man wurde bairisch. 1837 berichtete Pfarrer Reichart an die Königliche Regierung, dass er 'im allgemeinen mit der Moralität seiner Pfarrkinder zufrieden' sei. Bedenklich sei nur 'das Umherschwärmen lediger Personen beiderlei Geschlechts bis tief in die Nacht'

    1965 Schloss gekauft Die Hochwasser-Regulierung der Kirnach und das Freibad wurden 1930 durch den Reichs-Arbeitdienst erstellt. 1953/54 baute die Kommune eine neue Schule. Ein wichtiger Schritt war der Kauf des Schlosses 1965, das anschließend grundlegend saniert wurde. Bei der Gebietsreform 1978 kamen Oberthingau und Reinhardsried zum Markt Unterthingau, der sich weiterhin zu einem lebens- und liebenswerten Gemeinwesen entwickelte. i Die Festlichkeiten in Unterthingau beginnen am 11. Juni mit einem 'mittelalterlichen Markt' mit historischem Treiben. Am 16. Juni findet um 19 Uhr ein Festakt im Schloss statt mit anschließendem 'Tag der Begegnung' im Festzelt. Am 19. Juni startet ab 13.30 Uhr der große Jubiläums-Festumzug mit historischen Gruppen und vielen Festwagen.

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