Von Michaela Behr |Oberstdorf"Die Alpwirte sind diejenigen, die die Betten füllen", hob Alfons Zeller bei der Eröffnung der 24. Internationalen Alpwirtschaftstagung die Bedeutung der Alpwirtschaft für den Tourismus hervor. Knapp 300 Bergbauern aus verschiedenen Ländern im Alpenraum haben bis einschließlich Freitag in Oberstdorf die Möglichkeit zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch.
Vergleiche zwischen den Alpenländern ziehen
In Fachreferaten werden Vergleiche zwischen den Alpenländern gezogen, EU-Verordnungen diskutiert, Praxisthemen wie Zucht oder Bergwiesenmahd behandelt und Synergien zwischen Alpwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und Tourismus erörtert. Exkursionen führen die Tagungsteilnehmer unter anderem nach Gerstruben und aufs Fellhorn.
Zahlreiche Prominenz aus Politik und Landwirtschaft war bereits bei der gestrigen Tagungseröffnung zugegen - heute wird auch Ministerpräsident Günther Beckstein zur Alpwirtschaftstagung nach Oberstdorf kommen. Ausrichter der gesamten Veranstaltung ist der Alpwirtschaftliche Verein Allgäu.
Dessen Geschäftsführer Peter Danks appellierte: Er bedauere, dass Kleinhirten im Allgäu nicht wie in Vorarlberg finanziell gefördert würden - die Buben und Mädchen hätten es verdient, schließlich würden sie mit einer "Mordsbegeisterung" auf den Alpen helfen.
Auch Landrat Gebhard Kaiser blickte nach Österreich - allerdings in Hinblick auf Bayerns "Verordnungswut". In Österreich gebe es projektorientiertes Handeln - in Bayern ein kompliziertes Genehmigungsverfahren.
Bürgermeister Laurent Mies beleuchtete den Stellenwert der Alpwirtschaft für Oberstdorf und gab zu Bedenken: Die Arbeit der Bergbauern sei weit älter als Erschließung, Technik und Tourismus. Die Natur gebe es zwar seit jeher, die Kulturlandschaft aber sei kein reines Geschenk Gottes.
Mehrere Aspekte will der parlamentarische Staatssekretär Gerd Müller mit nach Berlin nehmen: Es bedürfe einer stärkeren Internationalisierung der Alpwirtschaftsfragen, das Konzept "Schützen durch Nützen" müsse dabei im Mittelpunkt stehen, es brauche keine neuen Gesetze aus Brüssel, stattdessen müsse die Kompetenz bei den Praktikern vor Ort liegen und eine Gesamtstrategie sei zu erarbeiten, um die Alpwirtschaft zu stärken.
Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller sprach sich für eine zukunftsorientierte Alpwirtschaft aus. Dazu müssten Bedingungen geschaffen werden, unter denen auch die nachfolgende Generation sieben Tage pro Woche bereit sei, "Dienst am Tier" zu leisten.
Der Vorarlberger Landesrat Erich Schwärzler forderte in seinem Grußwort eine klare Kennzeichnung alpwirtschaftlicher Produkte: "Es kann nicht sein, dass sie auf dem internationalen Markt völlig anonym auftauchen."
Grußworte sprachen zudem Landeshauptmann Lorenz Koller als Präsident der schweizerischen Landwirtschaftsdirektorenkonferenz, Josef Obweger, Obmann des Kärtner Almwirtschaftvereins, sowie Alfred Enderle als stellvertretender Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands in Schwaben.