Arglos surfte die Ostallgäuer Studentin Lisa Peters (Name geändert), als ihr Notebook plötzlich blockierte. Eine Seite der 'Bundespolizei' wies sie darauf hin, sie habe gegen Gesetze verstoßen und deshalb sei ihr PC gesperrt worden.
Mehrere tausend Euro sollte sie zahlen, um den Computer wieder benutzen zu können. Kurze Zeit später wurde es besonders perfide: Ihre Kamera am Notebook schaltete sich an, sie konnte sich selbst auf dem Monitor sehen. Der Grund: Ihr PC hat sich einen Trojaner eingefangen, ein unliebsames Programm, das Schaden anrichtet. Lisa Peters hat nicht bezahlt, sonder telefoniert – mit der Polizei in Marktoberdorf. Gut so, sagt Inspektionsleiter Alfred Immerz. Nur so habe die Polizei eine Handhabe, die Spur der Täter zurückzuverfolgen.
Wobei das sehr schwer sei. 'Vermutlich sitzen die Urheber in der Ukraine', erklärt er. 'Ein bis zwei Anzeigen' pro Monat nimmt die Polizei wegen des Trojaners auf. Die Seite der 'Bundespolizei' gaukelt oft vor, kinderpornografische Seiten geöffnet zu haben.
Dass Lisa Peters eine derart hohe Summe zahlen sollte, ist ungewöhnlich. Meist bewegen sich die geforderten Beträge um die 100 Euro. Tatsächlich fallen einige auf die Kriminellen herein und zahlen auf elektronischem Weg. Erst als der Computer trotzdem gesperrt blieb, gingen die Betroffenen zur Polizei. Zu spät, denn das Geld war futsch.
Dieser Trojaner, wie Lisa Peters ihn sich einfing, ist in verschiedenen Variaten im Umlauf. Manchmal, wie etwa bei einer Bäuerin aus Marktoberdorf, griff der Programm auf die Dateien im Computer zu und sperrte sie. 'Ich komme nicht mehr an die Daten', berichtet sie . Unterlagen zur Buchführung, Bewerbungen des Kindes, Familienfotos: Stets verweigert der PC den Zugriff.
Im Internet gibt es etliche Programme, um sich von dem Schädling zu befreien. Manchmal hilft jedoch nur der Weg zu einem Experten, um das Gerät wieder in Gang zu bringen. 'Meistens hinterlässt der Trojaner Spuren', sagt Immerz. Oftmals helfe deshalb nur, die Festplatte zu formatieren und alle Programme neu zu installieren. Außerdem sollte die Festplatte partitioniert, also geteilt werden: ein Bereich ist dann quasi fürs Internet zuständig, der andere für die Daten.
Ohnehin sollten Daten regelmäßig auf einer externen Festplatte gesichert werden.
Die Trojaner und ihre Folgen sind nur ein kleiner Teil, der die Polizei beschäftigt. Der größere Teil betreffe die Internetkriminalität: Betrügereien, nicht gelieferte oder nicht bezahlte Ware nach Internetauktionen etwa.
Bankgeschäfte sicherer
Weitaus sicherer seien Bankgeschäfte per Internet geworden, sagt Immerz. Hatten die Kunden früher ihre Transaktionsnummern (TAN) auf einem Zettel stehen, brauchen sie nun einen TAN-Generator und eine EC-Karte. Nutzt jemand diesen Generator mit der EC-Karte eines anderen als des momentan am Computer aktiven Kontos, wird das Konto gesperrt. Aber nicht einmal Onlinebanking kann Lisa Peters derzeit betreiben. Obwohl der Trojaner entfernt ist, kommt sie noch nicht ins Internet. Da ist dann ein Fachmann gefragt.
Das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik bietet Ratschläge zur Bekämpfung von Trojanern unter www.botfrei.de