35.258 Straftaten hat das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West im vergangenen Jahr registriert – etwa neun Prozent mehr als noch 2021 und fast genauso viele wie vor Corona. Nicht berücksichtigt sind dabei die Taten, die nur von Ausländern begangen werden können, also beispielsweise Verstöße gegen das Asylgesetz. „Die Bürgerinnen und Bürger leben hier in einer der sichersten Regionen Deutschlands“, sagte Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr.
- Junge Täter Der Fall schockiert ganz Deutschland: Am Samstag ist eine 12-Jährige in Nordrhein-Westfalen erstochen worden, mittlerweile haben zwei 12- und 13-jährige Mädchen die Tat gestanden. Im Fall der getöteten Allgäuerin Hannah hat das Memminger Landgericht eine zum Tatzeitpunkt 15-Jährige wegen Mordes verurteilt. Werden die Straftäter immer jünger? „Nein“, sagt der Leitende Kriminaldirektor Michael Haber. Diese Beispiele seien „extreme Einzelfälle“. Im vergangenen Jahr waren etwa 79 Prozent aller Tatverdächtigen Erwachsene, in 21 Prozent der Fälle standen Kinder, Jugendliche und Heranwachsende im Fokus der Ermittler.
Wenn es allerdings um den Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie geht, ergibt sich ein anderes Bild: „Drei von vier Tatverdächtigen in diesem Bereich waren unter 21 Jahre“, sagt Haber. Fehlendes Wissen, Gruppenzwang oder pubertäre Neugier könnten Gründe für einen „unreflektierten Umgang“ mit solchen Inhalten sein. Zehn Prozent der Verdächtigen waren sogar jünger als 14 Jahre. „Aufklärungsarbeit sowohl durch Erziehungsberechtigte als auch durch Schulen ist daher sehr wichtig“, sagt Haber. Man dürfe nicht vergessen: Hinter jedem Bild und jedem Video stecke der Missbrauch eines Kindes. Dating-Apps spielen Rolle bei Vergewaltigungen Bei Vergewaltigungen war gut ein Drittel der insgesamt 96 Tatverdächtigen unter 21 Jahre. Das hängt laut Haber auch damit zusammen, dass bei der Anbahnung der Fälle Dating-Apps eine große Rolle spielen. Auch was die Gewaltkriminalität angeht, sind junge Menschen nicht zu vernachlässigen: Mehr als jeder zweite Raub geht laut Haber auf ihr Konto. Den oft ebenfalls jungen Opfern würden häufig Geld und Handys abgenommen. Bei gefährlichen und schweren Körperverletzungen sind etwa ein Viertel der Tatverdächtigen Jugendliche oder Heranwachsende. Überdurchschnittlich häufig begehen Kinder und Jugendliche unter anderem Ladendiebstähle und Sachbeschädigungen. Nur wenige Intensivtäter Trotz allem: „Die jungen Leute werden nicht immer krimineller“, betont Strößner. Dass junge Menschen straffällig werden, sei kein neues Phänomen, sagt Haber. Sie wollten ihre Grenzen austesten, auch Gruppenzwang sei ein Faktor. Meist sei aber nach ein bis zwei Verfehlungen Schluss : „Nur die wenigsten werden Intensivtäter.“
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- Internet Straftaten im Internet nehmen kontinuierlich zu. Die Fallzahlen stiegen 2022 um fast 40 Prozent auf 1822. Tatverdächtige aus dem Ausland werden von der Statistik allerdings nicht erfasst, weshalb die tatsächlichen Zahlen laut Polizei deutlich höher liegen. Immer häufiger werden auch Unternehmen Opfer von „Cyberpressungen“. Die Täter verschlüsseln dabei über Schadsoftware sensible Daten und fordern zur Entschlüsselung hohe Geldsummen von den Firmen. Deswegen wurden mittlerweile auch im Allgäu sogenannte „Quick-Reaction-Teams“ (QRT) eingerichtet, die rund um die Uhr erreichbar sind. Die Beamten übernehmen die Betreuung und Beratung von Betrieben, die Opfer einer Cyberattacke wurden. 2022 gab es 21 Einsätze für die QRT.
- Wohnungseinbrüche Während der Pandemie, als die Menschen viel zu Hause waren, sank die Zahl der Einbrüche deutlich. Doch auch im Vergleich zu 2019 wurde vergangenes Jahr mit 173 Fällen ein Minus von über 40 Prozent verzeichnet. „Die Häuser werden sicherer“, erläutert Strößner. Mehr Kontrollen und eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit hätten sich ebenfalls positiv ausgewirkt.
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