Der 6. August 1973 endete für Familie Guem in einem nächtlichen Inferno hoch über dem Tannheimer Tal. Ihr Gimpelhaus brannte vollständig nieder. Wochen später zog Bergwanderer Horst Brose eine verkohlte Christusfigur aus der Asche, packte sie in seinen Rucksack und nahm sie mit nach Münster. Dort ließ er sein Andenken restaurieren und hängte es in seine Stube. Jetzt brachte die Familie die Kreuzfigur zurück aufs neue Gimpelhaus und löste damit Rührung bei Familie Guem aus.
Reichlich Detektivarbeit
Was jetzt mit einer kleinen Prozession von Tannheim auf die 1659 Meter hoch gelegene Hütte endete, war für Marianne Brose reichlich Detektivarbeit gewesen. Die heute 69-Jährige erinnert sich an den September vor 37 Jahren: "Mein Mann war ohne mich mit Bergführer Udo Zehetleitner auf einer Tour zur Flüh." Dabei liefen die beiden auch durch die Asche der Wochen vorher abgebrannten Hütte: "Mein Mann stieß mit dem Fuß gegen den Korpus und wollte nicht, dass die Figur auf dem Schutt landet und packte sie ein." Zurück im 650 Kilometer entfernten Münster ließ der Chemie-Ingenieur die etwa 40 Zentimeter hohe Figur überarbeiten und mit Blattgold verzieren. "Das war für uns im Esszimmer ein Stück Allgäuer Alpen", berichtet Brose. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2003 reifte in ihr der Herzenswunsch, die Figur ins Allgäu zurückzubringen.
Doch wohin? Sie hatte nämlich den Namen der abgebrannten Hütte vergessen und im Tourenbuch ihres Mannes stand er auch nicht.
Drei Kilo schwer
Gemeinsam mit Familie Heel vom Kemptener Gasthaus Waldhorn fand sie schließlich das 1938 erbaute Gimpelhaus heraus. Sie reiste ins Allgäu, packte das drei Kilo schwere Erinnerungsstück in einen Rucksack und trug es zusammen mit Michael Heel und Freunden die gut 500 Meter Höhenunterschied zur Hütte hinauf.
Dort war Heini Guem (60) erst einmal sprachlos, als ihm Marianne Brose die Figur mit den Worten auf den Tisch legte: "Lieber Gott, ich bringe Dich dahin zurück, wo Du zuhause bist." Jetzt will der Hüttenwirt einen würdigen Platz für das Kreuz auswählen.