Kempten(buc). 'Flugzeugabsturz fordert vier Todesopfer': So lautete am Montag, 11. April 1983 die Schlagzeile in der Allgäuer Zeitung. Bei Bingen am Rhein waren vier Kemptener, der Fluglehrer Alfred Müller (55), der Zahnarzt Dr. Hanns Dechant (56) und die Lehrer Norbert Schuppe (36) und Rüdiger Schaefer (38) abgestürzt. Die Kemptener Luftsportgruppe hat die Toten bis heute nicht vergessen. Am Wochenende besuchte eine Abordnung das Gedenkkreuz am Absturzort im dichten Wald unterhalb des 'Salzkopf'-Gipfels. Mitorganisator der Gedenkfeier ist Josef Barnsteiner. Seit fast 50 Jahren ist der 78-Jährige Mitglied der Luftsportgruppe Kempten. 'Am Abend vor dem Flug habe ich mich noch mit Dr. Dechant unterhalten', erinnert sich der Fluglehrer. Sein Freund habe ihm von dem Zufall erzählt, dass er gerade einen Patienten - Norbert Schuppe - behandelt habe, der mit einem Kollegen am selben Tag auch nach Köln musste. Und weil in der viersitzigen Maschine doch zwei Plätze frei waren, habe der Zahnarzt dem Studienrat vom Carl-von-Linde-Gymnasium angeboten, mit ihnen zu fliegen. Schuppe und Schaefer - sie wollten in Köln eine Klassenfahrt vorbereiten - nahmen an: 'Eine entsetzliche Tragödie, die so entstand', ist Barnsteiner noch heute erschüttert. Die einmotorige Propellermaschine vom Typ Piper 28 war am Freitag, 8. April 1983 auf dem Flugplatz in Leutkirch gestartet. Am Steuer war Alfred Müller: 'Er war ein Gründungsmitglied unserer Luftsportgruppe, wie Dechant ein erfahrener Flieger'. Ziel war Köln. Dort wollte Dechant auf einem Kongress sprechen. Letzten Funkkontakt hatte Müller mit dem Tower in Frankfurt. Bei Rüdesheim beobachtete gegen 9.35 Uhr ein Kriminalpolizist zufällig die Maschine. Später gab er an, er habe sich noch gewundert, dass bei solch schlechtem Wetter ein Sportflugzeug überhaupt unterwegs sein kann. 'Das war damals so wie zurzeit: Sonne beim Abflug, Nebel und Schneeschauer am Zielort', meint Barnsteiner.
Mutter wartete vergeblich Gegen 10 Uhr wartete die in Köln lebende Mutter Schaefers am Flughafen vergeblich auf die Ankunft der Maschine. Auch der übliche Anruf Dechants bei seiner Frau blieb aus. Eine Suchaktion begann, die nachts ergebnislos abgebrochen wurde. Inzwischen hatte sich die Nachricht, dass das Flugzeug überfällig sei, längst bei den Kemptener Fliegern herumgesprochen. Mehr als hoffen und beten konnten sie nicht. Am Samstag starteten elf Hubschrauber, um 7.14Uhr meldete eine Besatzung, das Wrack gefunden zu haben: 'Das Flugzeug lag rund 20 Meter unterhalb des Salzkopf-Gipfels im dichten Tannenwald'. Weil vermutlich die Mindestgeschwindigkeit unterschritten war, so sagten Gutachter später, sei die Luftströmung an den Tragflächen abgerissen und die Piper stürzte ab. In Kempten, zeigt Barnsteiner auch anhand alter Zeitungsartikel auf, habe der Tod der vier Männer Trauer und Betroffenheit ausgelöst: Viele fühlten mit den Familien, den Frauen und Kindern der Toten. Besonders am Linde-Gymnasium war der Schock groß. Schon kurze Zeit nach dem Absturz errichtete die Luftsportgruppe ein Gedenkkreuz an der Absturzstelle. Gepflegt wird es von Fliegerkameraden aus Langenlonsheim bei Bingen. Und auch in Zukunft, ist Barnsteiner sicher, werden die vier Toten von den Fliegern nicht vergessen werden.