Kempten (dam). - 'Alice' sucht Hilfe, weil sie sich ausgepowert fühlt und ihre Schulleistungen nachlassen. 'lucy1511' hat sich in einen Jungen verliebt und braucht Rat, wie sie ihm ihre Gefühle am besten anvertraut. Und 'elfchen' ist auf der Suche nach Gott und möchte darüber mit anderen diskutieren. Beiträge wie diese erhalten die ehrenamtlichen Mitarbeiter der 'kids-hotline' per Mail etwa 380 pro Monat. Die Hotline ist nach Angaben ihrer Betreiber das größte deutschsprachige Beratungsangebot für junge Menschen im Internet. Seit ihrer Eröffnung haben sich über 14000 Kinder und Jugendliche an die virtuelle Beratungsstelle mit Sitz in München gewandt, um bei Problemen Rat und Hilfe zu erhalten. Von der ersten Stunde mit dabei ist die aus Wiggensbach (Oberallgäu) stammende Diplom-Sozialpädagogin Petra Schopp. Die 30-Jährige leitet als Supervisorin das Projekt, das im Jahr 1999 von Studierenden der Stiftungsfachhochschule in Benediktbeuren gestartet wurde und mittlerweile 70 ehrenamtliche Mitarbeiter zählt. Die Trägerschaft des Projektes hat der Verein Kinder- und Mutterschutz übernommen. Die Idee hinter kids-hotline: 'Das Internet ist ein fester Bestandteil der Lebenswelt junger Menschen. Also müssen sie auch dort ein qualifiziertes Beratungsangebot finden', sagt Schopp. Für Mädchen und Buben, junge Männer und Frauen bis 21 Jahre gibt es getrennte Plattformen, die nach Themen sortiert sind. Dort können die Nutzer in verschiedenen Foren Fragen stellen zu Liebe und Sexualität, Pubertät, Familie und Eltern, Medizin, Schule und Beruf, zum Thema 'Sinn und Leben' oder Gewalt. 'Jeder, der heranwächst, hat Fragen, die sein Leben betreffen. Wir wollen Antworten und Hilfe geben', sagt Schopp. Dabei sieht sie die Hotline als unterstützendes Angebot. 'Wir können und wollen kein Ersatz sein für Eltern, Lehrer oder Beratungsstellen vor Ort.' Doch bietet die Internet-Beratungstelle für die Jugendlichen den Vorteil der Anonymität und der schnellen Erreichbarkeit per E-Mail. 'Das senkt die Hemmschwelle.', ist sich Schopp sicher. Manche Fragen will man eben nicht einmal mit der besten Freundin oder dem besten Freund bereden - geschweige denn mit den Eltern. Die Jugendlichen können zudem selbst entscheiden, wann und wie lange sie beraten werden wollen. Innerhalb von 24 Stunden erhält jeder Ratsuchende eine Antwort, garantieren die Betreiber. Die Fragen beantwortet ein Team aus Sachverständigen, das sich aus Sozialpädagogen, Medizinern, Psychologen, Therapeuten oder Theologen zusammensetzt. Unter der Betreuung der Experten beraten auch die so genannten 'Peers' - Jugendliche bis 21 Jahre, die den gleichaltrigen Hilfesuchenden bei ihren Problemen helfen und mit ihnen Lösungswege erarbeiten sollen.
'Drastische Lebensgeschichten'Einer von ihnen ist Heiko Panzer aus Kempten. Der 22-jährige Maschinenbau-Student ist seit eineinhalb Jahren Berater im Suchtforum. 'Es gibt mir ein gutes Gefühl mich nützlich zu machen', sagt Panzer. Etwa fünf Stunden pro Woche beantwortet er online die Fragen Jugendlicher. Dabei erfährt er oft 'drastische Lebensgeschichten' und manchmal stößt er an seine eigenen Grenzen, wenn er in einer Beratung nicht mehr weiter weiß. Dann steht ihm jedoch ein Berater aus dem Experten-Team zur Seite, mit dem er den Fall besprechen kann. Motivation sind ihm die Momente, 'wenn ein Jugendlicher dankbar für die Hilfe ist und man merkt, dass derjenige in seinem Verhalten Fortschritte macht.'Am 1. Juni hat die 'kids-hotline' ihr Angebot erweitert: Neben der bestehenden Beratung in den Foren sowie der Einzelberatung ist nun auch ein Chat (englisch für plaudern, unterhalten) eingerichtet. Hier kann die Beratung nahezu in Echtzeit erfolgen. Auch bei dieser Neuentwicklung gelten die hohen Datenschutzkriterien. Es gilt: Wer bei kids-online Hilfe sucht, bleibt anonym. i Weitere Infos zu Beratung und Fördermitgliedschaft im Internet unter:www. kids-hotline. de