Was war denn das für ein 'Kluftinger' am Donnerstagabend in der ARD? 'Seegrund', der neue abendfüllende Krimi nach der gleichnamigen Vorlage von Volker Klüpfel und Michael Kobr, glich eher einer satirischen Charakterstudie über einen durchgeknallten Allgäuer Kommissar, denn einer fesselnden Verbrechergeschichte. Inszenierte Rainer Kaufmann die Vorgänger-Filme 'Erntedank' und 'Milchgeld' noch als heitere Heimatfilme mit poetischen Anklängen, lässt er diesmal Allgäuer Land und Leute links liegen. Allein der mythische Alatsee bei Füssen, der im Mittelpunkt des Filmes steht, wird immer wieder faszinierend ins Bild gerückt. Ansonsten scheinen dem Regisseur rasante Kamerafahrten, schnelle Schnitte und irre Perspektiven, unterlegt mit schräger Musik, wichtiger zu sein, als ein spannender Krimi.
Ein Klischee jagt das andere, egal ob das Allgäuer Aussprüche betrifft oder Figuren wie die Zigarillo rauchende Preiß’n-Kommissarin. Nervig. Noch viel ärgerlicher ist, wie Kaufmann und Drehbuchautor Alex Buresch mit Kluftinger verfahren, der wieder großartig von Herbert Knaup gespielt wird. Das lässt einem die Haare zu Berge stehen.
Die Buchautoren Klüpfel und Kobr gehen zwar auch nicht gerade gnädig mit dieser Figur um. Schrullig und tölpelhaft tapst der Kässpatzenliebhaber aus Altusried durch die Szenen, aber er besitzt zumindest so etwas wie Charakter. Dafür lieben ihn ja so viele Leser. Im Film gerät Kluftinger zu einem platten Abziehbild davon.
Kurzatmig, cholerisch und permanent ächzend muss er zwischen Kempten und Füssen hin und her eilen. Der liebenswerte Trottel des Buches hat sich hier in einen gehetzten Dummkopf verwandelt. Billiger Klamauk statt lustiger Allgäu-Krimi. Das hat Klufti nicht verdient, und auch nicht das Allgäu!
Die ersten Reaktionen von Zuschauern in den Diskussionsforen fielen übrigens sehr kontrovers aus. Während die einen den Film, in dem auch Klüpfel und Kobr wieder Kurzauftritte haben, lobten und beispielsweise attestierten, er sei 'typisch Klufti', waren andere total entsetzt. 'Armes Allgäu', schrieb einer. 'Schlimm, schlimmer, am schlimmsten.' Was meinen Sie? Bitte nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unter dem Artikel oder beteiligen Sie sich an der Diskussion auf Facebook.