Von Sabine Beck, Kempten - Bauch- und rückenfrei für sie und Muskel-shirt für ihn: Mit steigenden Temperaturen fallen die Hüllen und fördern zu Tage, was in den Wintermonaten verdeckt blieb: Tattoos. Sie sind voll im Trend, es gibt sie in vielen Farben, unzähligen Formen und längst nicht mehr nur als Anker auf Oberarmen von Seemännern. Doch wer sich für diesen Körperschmuck entscheidet, muss so einiges beachten. Zwei Kemptener Tätowiererinnen erklären, worauf es ankommt. 'Ganz wichtig ist, dass sich die Kunden bei mehreren Tätowierern informieren', sagt Lara Weber von Paul's Piercing Point. Vor allem, merkt die gelernte Krankenschwester an, weil Tätowierer kein staatlich anerkannter Beruf sei. Wer eine gute Adresse suche, sollte auf Hygiene und gute Beratung achten. Lara Weber beispielsweise rasiert die Haare an der betroffenen Stelle, außerdem werde die Haut desinfiziert und alle Arbeitsgeräte sterilisiert. Und: 'Die Handschuhe sind wichtig. Das machen wir schon, um uns selbst zu schützen.'
Wichtig: Informationen vorher Großen Wert legt die 22-Jährige auch auf die Beratung, damit der Kunde bestens informiert sei. Bevor es losgeht, müsse eine Einverständniserklärung unterschrieben werden. 'Ohne die geht nichts', erklärt Weber. Denn Tätowierung gelte - auf unfreiwilliger Basis - gesetzlich als schwere Körperverletzung. Egal ob Mann oder Frau. Wer was auf sich hält, setzt auf die Stiche unter die Haut. 'Das ist so eine Sache von sehen und gesehen werden', sagt Lara Weber. Sylvia Schwankhart von Sylvia's Body & Art sieht das ähnlich: 'Früher waren nur bestimmte Gruppen wie Biker tätowiert. Heute steckt selten was dahinter, es ist eben im Trend.' Knöchel, Steißbein und Nacken seien beliebte Stellen. Ornamente, 'Tribals' und chinesische Schriftzeichen würden gerne als Motiv ausgesucht.
Zum Probieren erst mal Henna Wer unschlüssig sei, sollte es zunächst mit einem Henna-Tattoo probieren, das nach kurzer Zeit wieder restlos abgeht. Aber: Manche Henna-Farbprodukte würden Stoffe enthalten, die Hautirritationen verursachen können, so Weber. Vorsicht gelte auch bei Bio-Tattoos, die maximal fünf Jahre halten sollen. Nach Ansicht der beiden Expertinnen würden diese - im Gegensatz zu den Langzeittätowierungen, die in die Lederhaut gestochen werden - in die oberste Fettschicht der Haut genadelt. 'Das funktioniert aber nicht, da es sich kaum vermeiden lässt, dass man tiefer sticht', meinen die Tätowiererinnen. Zurück blieben einzelne Linien, die man nur mit Laser entfernen oder mit 'Cover Ups' (Langzeittattoos) überdecken könne. Dass sich Rose und Blätter auch in vielen Jahren noch auf ihrem Steißbein befinden werden, ist sich Christin Techert bewusst: 'Das Tattoo wollte ich, seit ich 13 war', so die 20-Jährige: 'Es ist schön und ästhetisch.' Das findet auch Andreas Bührer, der ein selbst entworfenes Motiv auf dem Oberarm trägt: 'Es ist etwas, was nicht jeder hat.' Und nach Tattoos könne man richtig süchtig werden. Dennoch: 'Vorher gut überlegen und nichts überstürzen', lautet der Tipp der Fachfrauen. Auch, wenn Tattoos im Sommer richtig zur Geltung kommen, gilt: Heiße Temperaturen und Sonne hemmen die Heilung eines frischen Tattoos. Dafür heißt's cremen, cremen, cremen, damit die Farben kräftig bleiben und der Schmuck wirklich ein Leben lang hält.