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König der Lüfte war fast ausgerottet

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König der Lüfte war fast ausgerottet

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    Kaufbeuren/Ostallgäu (az). - 60 Prozent der bayerischen Tierwelt sind in ihrem Bestand bedroht. Auch im Allgäu gelten zahlreiche Arten als gefährdet. Reinhold Faulhaber vom Bund Naturschutz Kempten-Oberallgäu stellt etliche dieser seltenen Exemplare vor. Heute: der Steinadler. Wegen seiner mächtigen Fänge wurde unser stärkster Greifvogel zum Sinnbild für Wehrhaftigkeit und somit der Wappenvogel schlechthin. Kirgisen und Kasachen haben den Steinadler sogar zur Jagd auf Wölfe eingesetzt. Aus eigenem Antrieb würde er so wehrhafte Tiere in dieser Größe nur im äußersten Notfall angreifen. Doch wurden auch die tollsten Schauergeschichten über ihn erfunden: So soll ein Steinadler einen Bergbauernbuben ergriffen und in den Horst getragen haben, aus dem dieser nur mit Mühe fliehen konnte. Heute wissen wir, dass die Geschichte schon deshalb nicht stimmen kann, da der Adler keine lebende Beute durch die Luft trägt und nur bis zu sechs Kilogramm transportieren kann. Den kühnen Blick verdankt der Steinadler einem Knochen im Augenbrauenbereich. Dieser lässt ihn ähnlich aussehen wie einen Menschen, der in mutiger Entschlossenheit die Augenbrauen vorwölbt. Aus dem mittelhochdeutschen Adelar (Adel = Edel, Aar = Adlerbezeichnung in der Dichtung) wurde der heutige Adler, der 'Edel-Aar'. Der Namenszusatz 'Stein' weist auf seinen Lebensraum im Gebirge hin. Ursprünglich hatte er auch das Tiefland besiedelt. Rücksichtslose Verfolgung dieses vermeintlichen Nahrungskonkurrenten des Menschen hat Ende des 19. Jahrhunderts beinahe zu seiner Ausrottung geführt. Allein ein Hindelanger Oberjäger hat 76 dieser majestätischen Greifvögel abgeschossen. 1899 war auch das Oytal adlerfrei. Überlebt haben sie nur in den unzugänglichsten Teilen der Alpen.

    Dank Jagdverbot und Schutzmaßnahmen im Horstbereich konnten sie nicht nur ihr Revier im Oytal wieder besiedeln. Brutpaare finden sich auch im Rappenalptal, im Rohrmoos, am Grünten, Hohen Ifen und bei Balderschwang. Im vergangenen Jahr haben allerdings von den sieben Allgäuer Paaren vier die Brut abgebrochen. Auch bei einer erfolgreichen Brut fliegt in der Regel nur ein Jungvogel aus. Das genügt unter natürlichen Verhältnissen zur Bestandserhaltung, da Steinadler zwar erst mit vier bis fünf Jahren fortpflanzungsfähig sind, dafür aber 30 Jahre alt werden können. Der auf Felsnischen oder Felsbändern errichtete Horst wird oft über Generationen benutzt. So kann dieser Horst, jedes Jahr ergänzt und renoviert, bis zu drei Meter Durchmesser und fünf Meter Höhe erreichen. Den Hauptteil des ab Mitte März beginnenden Brutgeschäfts übernimmt das deutlich größere Weibchen. Das Männchen versorgt seine Partnerin und den Nachwuchs in den ersten Wochen mit Nahrung. Auf der vielfältigen Beuteliste des ganzjährig in seinem Revier verbleibenden Steinadlers stehen Murmeltiere, Hasen, Marder, Füchse, Igel, junge Gämsen, Rehe und Hirschkälber sowie verschiedene Vögel. Im Winter und Nachwinter auch Fallwild und Aas. Geschickt Aufwinde nutzend segelt der Steinadler viele Kilometer, ohne einen Flügelschlag über sein bis zu 100 Quadratkilometer großes Revier. Bei der Jagd nutzt er den Überraschungseffekt. Niedrig über dem Boden, oder um eine Felskante streichend, verfolgt er die überraschten Beutetiere im Gleitflug mit 160 Stundenkilometern. Im rasanten Sturzflug mit fast 300 Stundenkilometern werden meist nur Vögel geschlagen. Zum Teil jagen die in lebenslanger Einehe lebenden Paare gemeinsam. Ein Partner scheucht die Beute auf und der zweite fasst dann zu. Danach wird ohne Futterneid geteilt. Helfen würde dieser geschützten Tierart der Erhalt ungestörter Jagdflächen und den Horstbereich vor Kletterern, Hubschrauber- und Gleitschirmflügen zu schützen. Wer mehr über den Steinadler erfahren und einen Blick in einen Adlerhorst werfen will, kann im Internet nachsehen unter www. steinadlerschutz. de

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