Von helmut Kustermann |MemmingenBundespräsident Horst Köhler besucht Memmingen: Er kommt zur Verleihung des Freiheitspreises und hält die Laudatio auf Preisträger Reiner Kunze. Der Festakt findet am 20.März 2009 in der Martinskirche statt.
Man werde Köhler anbieten, für seine Rede auf die Kanzel der Martinskirche zu steigen, so der evangelische Dekan Kurt Kräß gestern in einer Pressekonferenz. Gerade sein Engagement für Afrika prädestiniere den Bundespräsidenten als Laudator, sagt Herbert Müller, Mitglied der Freiheitspreis-Jury. "Das hat viel mit Freiheit und Menschenwürde zu tun." Wie lange Köhler am 20.März 2009 in Memmingen bleiben kann, stehe allerdings noch nicht fest. Unabhängig davon wird die Preisverleihung von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet. So sind eine Veranstaltung auf dem Marktplatz, Podiumsdiskussionen und eine Ausstellung geplant.
Den Preisträger Reiner Kunze bezeichnet Oberbürgermeister Dr.Ivo Holzinger als einen "Protagonisten der deutsch-deutschen Geschichte". Er war ein Kritiker der Verhältnisse in der DDR, sein bekanntestes Buch "Die wunderbaren Jahre" bedeutete den endgültigen Bruch mit der Regierung. Kunze musste den DDR-Schriftstellerverband verlassen und stellte schließlich einen Ausreiseantrag. Im Jahr 1977 siedelte er in die Bundesrepublik über und lebt heute bei Passau.
"Kurz und prägnant"
"So kurz, knapp und prägnant wie Reiner Kunze hat kaum jemand die gesellschaftlichen Zustände und Realitäten in der DDR auf den Punkt gebracht", heißt es in einer Pressemitteilung zum Memminger Freiheitspreis. Es sei ein wichtiges Signal, nach dem ungarischen Politiker Gyula Horn im Jahr 2005 nun einen Literaten auszuzeichnen, so Dekan Kräß.
Denn es gelte, sämtliche gesellschaftlichen Bereiche zu erfassen. Der Preis ist mit 15000 Euro dotiert. Kunze bekommt zudem eine von der Sparkasse gesponserte Freiheitsmünze.
Der Memminger Freiheitspreis erinnert an ein bedeutendes Ereignis im Jahr 1525. Damals haben aufständische Bauern in der Memminger Kramerzunft ein brisantes Dokument verfasst: die Zwölf Bauernartikel, den ersten Grundrechtskatalog der deutschen Geschichte. Die Bauern, die sich auf das Gedankengut der Reformation bezogen, forderten unter anderem die Aufhebung der Leibeigenschaft, eine Reduzierung der Abgaben und die freie Priesterwahl durch die Gemeinde.