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Knochen-Fund im Bodensee: Forscher suchen nach 3.000 Jahre alter Siedlung

Bronzezeit

Knochen-Fund im Bodensee: Forscher suchen nach 3.000 Jahre alter Siedlung

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    Im vergangenen Jahr haben Taucher im Bodensee die Überreste eines alten menschlichen Schädels in Wasserburg gefunden.
    Im vergangenen Jahr haben Taucher im Bodensee die Überreste eines alten menschlichen Schädels in Wasserburg gefunden. Foto: Tobias Pflederer, Bayer. Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e.V

    Im vergangenen Jahr haben Taucher im Bodensee die Überreste eines alten menschlichen Schädels gefunden. Durch eine radiometrische Analyse konnte jetzt das Alter der gefundenen Schädelkalotte bestimmt werden: Sie stammt aus dem 10. bis 9. Jahrhundert vor Christus und gehörte wahrscheinlich zu einer Frau. Damit sind die menschlichen Knochen ungefähr 200 Jahre jünger als der Einbaum, der 2018 nur 70 Meter entfernt aus der Eschbachbucht gezogen worden war. Laut dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege liefern die Funde Hinweise auf eine bislang unentdeckte Siedlung oder einen Bestattungsplatz am Ufer des bayerischen Bodensees aus der Bronzezeit. Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, meint: "Die Datierung der menschlichen Schädelkalotte in die späte Bronzezeit war überraschend, denn eine bronzezeitliche Siedlung am bayerischen Uferrand des Bodensees ist bisher archäologisch nicht gesichert. Die Kalotte liefert nun einen deutlichen Hinweis dafür." Kurz nach dem Fund sind die Forscher zunächst davon ausgegangen, dass der Schädelknochen aus dem frühen Mittelalter stammt.

    Suche soll dieses Jahr fortgesetzt werden

    Noch in diesem Jahr soll die Suche nach weiteren Hinweisen und Bodendenkmälern von der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie fortgesetzt werden. Der vorwiegend ehrenamtlich tätige Verein kümmert sich dabei auch um die Dokumentation und Bewahrung unterwasserarchäologischer Denkmäler in bayerischen Gewässern. Forschungstaucher sollen bestimmte Zonen des Sees und seiner Zuflüsse systematisch erkunden. Unter anderem werden sie Probebohrungen durchführen, um die Bodenablagerungen nach menschlichen Hinterlassenschaften zu untersuchen, so das Landesamt. Zusätzlich werden die Taucher den Seegrund mit einem Seitensichtsonar-Gerät scannen, das größere Objekte im Boden orten kann. Laut Landesamt könnte die vermutete bronzezeitliche Siedlung direkt am Ufer des Sees gelegen haben oder an einem Bach, der in ihn mündet. Denkbar sei aber auch eine Niederlassung weiter im Landesinneren.  Denn die Taucher fanden das Schädelstück zwischen mehreren bearbeiteten Hölzern entdeckt, wo es gut sichtbar aus dem Boden ragte. Die Archäologen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege gehen davon aus, dass es dorthin geschwemmt wurde. Dafür spricht seine vom Wasser geschliffene Form und sein Fundort an der Bodenoberfläche und nicht in einer tieferen, den Ablagerungen der Bronzezeit entsprechenden Kulturschicht. Bereits mit dem Fund des mehr als 3.100 Jahre alten Einbaums hatten die unterwasserarchäologischen  Untersuchungen an dieser Stelle begonnen. Die Forschungen sollten zeigen, ob es sich dabei um einen Einzelfund oder tatsächlich um einen Hinweis auf bronzezeitliche Uferanwohner handelt.

    Die Bronzezeit

    Die Bronzezeit umfasst in Mitteleuropa den Zeitraum von 2200 bis 800 vor Christus. Ihr Name bezieht sich auf das Metall, das die Menschen in dieser Epoche vorwiegend bearbeiteten. In die späte Bronzezeit fällt die Urnenfelderkultur, die zwischen 1300 bis 800 vor Christus in Mitteleuropa weit verbreitet war. Benannt ist sie nach dem damals üblichen Bestattungsritus, die Leichen zu verbrennen und in Urnen beizusetzen. Sie löste die Hügelgräberkultur der mittleren Bronzezeit ab.

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