17 Uhr, Lindentorstraße Nummer fünf: Schwarz-rot-goldene Fähnchen hängen von der frisch geweißelten Kneipen-Decke des "Münchner Kindl". Leere Bierbänke und ein großer Flachbildfernseher warten auf Besucher. Auf den Tischen stehen Zuckerdosen und Aschenbecher. Die bunten Fähnchen werden nach Ende der Fußball-Weltmeisterschaft am Sonntag wahrscheinlich verschwinden, und wenig später wohl auch die vielen Aschenbecher.
"Ich bin vom Ausgang des Volksentscheids schwer enttäuscht", sagt Philipp Eimer vom "Kindl", nachdem er auf einer der leeren Bierbänke Platz genommen hat. "Fast alle meine Gäste sind Raucher. Wenn die zum Feierabendbier keine Zigarette mehr anzünden dürfen, bleiben sie halt weg." Eimer betreibt das "Münchner Kindl" seit zwei Monaten. "Wenn ich nicht irgendein Schlupfloch finde, um das Gesetz zu umgehen, muss ich wahrscheinlich bald schließen."
Ähnlich dramatisch sieht es Ismail Düzgünkaya von der "Yellow Bar" in der Bahnhofstraße. "Ich habe Angst. Seit Sonntag kann ich nicht mehr richtig schlafen", klagt der Wirt. "Ich muss meine Miete bezahlen, mein Personal, meine Steuern. Wie soll das gehen, wenn zu mir ab dem 1.
August keine Gäste mehr kommen?" Er sei seit zehn Jahren Nichtraucher und habe nichts dagegen, in einem rauchfreien Lokal zu arbeiten, so Düzgünkaya. "Aber ich muss an das Geschäft denken."
Geht man ein paar Schritte weiter, von der Bahnhof- in die Kalchstraße, sieht man vor der Bar "Bernitos" das Schild "Raucher-Lokal" hängen. Eine Bedienung in langer Schürze stellt gerade Aschenbecher auf die leeren Tische. Gegenüber, vor dem Stehcafé "Flair", sitzt Chefin Özkan Ayden im Freien und raucht eine Zigarette. "Jetzt im Sommer ist das mit dem Rauchverbot kein Problem. Da geht man leicht nach draußen. Aber im Winter werden wir die Umsatzeinbußen schon zu spüren bekommen", ist sich die Wirtin sicher. In ihrem Café beschäftigt sie drei Bedienungen. "Wenn erst einmal der Umsatz zurückgeht, weiß ich nicht, ob ich die noch halten kann", sagt sie, während sie ihre Zigarette ausdrückt.
Ihre Meinung zum Rauchverbot: "Die Wirte sollten selbst entscheiden dürfen, ob sie in ihren Lokalen rauchen lassen oder nicht."
Positive Erfahrungen
Mohammed Callar, Pächter der mexikanischen Bar "Las Carretas", hat sich entschieden. Und er hat sich gegen das Rauchen entschieden. "Wir haben schon vor zweieinhalb Jahren auf rauchfrei umgestellt, als das erste Gesetz zum Nichtraucherschutz erlassen wurde." Der Mehrheit seiner Gäste hats laut Callar gefallen: "Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen", freut sich der Wirt. "Und für mich und mein Personal ist es natürlich toll, endlich nicht mehr im Rauch zu stehen."
Das Memminger Ordnungsamt kann noch nicht sagen, wie künftig die Kontrollen in den Gaststätten aussehen werden: "Wir warten noch auf Ausführungsbestimmungen des bayerischen Innenministeriums", sagt der Leiter des Amts, Michael Foit. "Die werden wohl in den nächsten Tagen kommen."