Der Folien- und Verpackungshersteller Klöckner Pentaplast will sich ganz aus dem Allgäu zurückziehen. Nachdem im April 2007 bereits das Betzigauer Werk an das finnische Unternehmen Wipak verkauft worden war, soll 2011 die Kemptener Produktionsstätte, die KP Kempten GmbH in der Messerschmittstraße, geschlossen werden. Im Juni nächsten Jahres wolle man das Werk dichtmachen, wurde den etwa 90 Mitarbeitern Ende April bei einer Belegschaftsversammlung mitgeteilt. Die Folienproduktion werde ins europäische Ausland verlagert.
Ein Sprecher von Klöckner Pentaplast bestätigte die Schließungspläne für Kempten. Die "zur Umsetzung der Strategie erforderlichen Maßnahmen" würden in etwa "einem Jahr zur Wirkung kommen". Zur weiteren Zukunft des Standorts wollte er (trotz mehrmaliger Anfrage) aber keine Angaben machen - nicht einmal zur Zahl der Beschäftigten in der Messerschmittstraße. Er verwies auf "laufende Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung". Den Mitarbeitern sollen ihm zufolge Arbeitsplätze an anderen Standorten angeboten worden werden.
Dagegen erhebt die zuständige Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Vorwürfe gegen den Konzern.
Speziell von der Schließung Kemptens (zur Disposition stehen insgesamt drei Werke) sei man völlig überrascht worden, so der zuständige Gewerkschaftssekretär Peter Beneke: "Damit haben wir nicht gerechnet, denn an den Zahlen und dem grundsätzlichen Konzept in Kempten kann es nicht liegen." Weshalb man den Standort auch noch nicht verloren gebe - am 20. Mai würden sich alle Betriebsräte des Konzerns treffen, um ein Konzept für die Beschäftigten auszuarbeiten.
Standort zu begrenzt?
"Genau einen Tag vor der Versammlung in Kempten wurde die Produktionsverlagerung als Konzept den Betriebsräten vorgestellt. Am Tag danach hieß es dann schon, dass man definitiv im Juni 2011 schließen werde", so Beneke.
Über Dinge wie etwa einen Sozialplan sei noch überhaupt nicht gesprochen worden. Zumal Beneke auch noch ein Argument von Klöckner Pentaplast für die Schließung des Kemptener Werks überprüfen möchte: "Der Konzern hat erklärt, dass der Standort räumlich zu begrenzt sei."
Beneke vermutet dagegen andere Gründe hinter der geplanten Schließung: Mit der Verlagerung der Produktion vermutlich nach Portugal wolle man den Eigentümer, die amerikanische Investmentgesellschaft Blackstone, befriedigen. Dieser wolle, so Beneke, nun Geld verdienen, um die Klöckner-Pentaplast-Gruppe in drei Jahren wieder abstoßen zu können. Wegen Beteiligungsgesellschaften wie Blackstone war in Deutschland vor einigen Jahren die "Heuschreckendebatte" entbrannt.
"Verkauf unwahrscheinlich"
Und wie geht es den Kemptener Mitarbeitern? Die Stimmung, so sagen Beneke und frühere Mitarbeiter, sei "katastrophal". Zumal ein Verkauf des Werks samt Personalübernahme wie in Betzigau unwahrscheinlich sei: "Der Konzern will sich keine Konkurrenz schaffen."