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Klinikum: Wer kontrolliert wen?

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Klinikum: Wer kontrolliert wen?

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    Umfangreiches Beschwerde-Management ­ Schwere Vorwürfe Kempten/Oberallgäu(be). Fuß gebrochen, im Krankenhaus gelegen, mit der Behandlung unzufrieden, Beschwerde eingereicht ­ ein Fall wie dieser ist kein Einzelfall. Im Klinikum Kempten-Oberallgäu kommt das im Schnitt zwei Mal im Monat vor. Dann wird die zentrale Beschwerdestelle aktiv. Parallel dazu wird auch die ärztliche Arbeit kontrolliert. Dazu wurde beispielsweise vor vier Jahren das sogenannte 'Medizinmanagement' ins Leben gerufen. Eine Einrichtung, die bestimmte Tätigkeiten verbessern sollte. Eine Einrichtung aber auch, die nicht ganz unkritisch gesehen w urde. Vorwürfe wie 'Mobbing' und 'Stasimethoden' wurden laut.

    Als vor vier Jahren die Einrichtung 'Medizinmanagement' gegründet wurde, entstand dies eher aus einer Notlage heraus. Im Zuge des 'Parallelitätenabbaus'', so Aufsichtsratsvorsitzender Hans Rausch, habe man eine Chefarztstelle in der Chirurgie einsparen müssen ­ sie wurde in einen 'Chefarzt im Medizinmanagement' umfunktioniert. Bestimmte Tätigkeiten im Klinikum zu analysieren und Arbeitsabläufe zu verbessern, das sei die Aufgabe dieser Einrichtung gewesen, die in dieser Form heuer aufgelöst wurde.

    Doch das Arbeitsgebiet, so Klinik-Geschäftsführer Franz Hafner, gebe es immer noch. Inzwischen haben es zwei andere Ärzte übernommen. Es nennt sich 'Qualitätssicherung für Patienten' und habe nichts anderes im Sinn als die medizinischen Abläufe unter die Lupe zu nehmen. 'Controlling in abgewandelter Form', so Hafner.

    Mehr als Kontrolle freilich soll das 'Medizinmanagement' einst gewesen sein, wird jetzt im Nachhinein kritisch diskutiert. Gezielt habe die damalige Geschäftsführung Klinikmitarbeiter darauf angesetzt, Fakten für die Entlassung eines Chefarztes zu sammeln. Gewusst hätten Geschäftsführung, Direktorium und Aufsichtsrat von unterschlagenen Befunden. Vorwürfe, die von der jetzigen Geschäftsführung, dem ärztlichen Direktor Dr. Herfried Vogt und dem Aufsichtsratsvorsitzenden heftig zurückgewiesen werden. Nicht bekannt sei dort, dass ärztliche Befunde, die einem Patienten zu Schadensersatz verhelfen sollten, unterschlagen worden seien. 'Mobbing' und 'Stasimethoden', so Vogt, habe man nie feststellen können. 'Primär nie personenbezogen' habe diese Einrichtung gearbeitet, so Rausch.

    Allerdings, erklärt der Aufsichtsratvorsitzende des Klinikums, sei es durchaus legitim, wenn eine Geschäftsführung versuche, Gerüchte und Gerede über angebliche Kunstfehler von Ärzten zu verifizieren. Schließlich habe sie die Pflicht, den Patienten zu schützen. Die 'Grenze zum Kriminellen überschritten' wäre jedoch, wenn bewusst nach etwas gesucht werde.

    Untersuchungen auch von außen

    Werden Ungereimtheiten unterstellt, werde ärztliche Arbeit auch von außen überprüft. In der Allgemeinchirurgie beispielsweise wurden laut Vogt 100 Fälle von der Berufsgenossenschaft untersucht. Das Ergebnis des Gutachtens habe keinen Anlass gegeben, die chirurgische Arbeit abzuqualifizieren.

    Insgesamt stellen die Klinik-Verantwortlichen fest, dass gerade im Bereich der Allgemein- und Unfallchirurgie die Schadensfälle sehr gering seien. Von 1987 bis 1999 waren dies laut Rausch im gesamten Klinikum 37, davon in der Allgemeinchirurgie drei und in der Unfallchirurgie 14 Fälle.

    Und mit durchschnittlich zwei Patientenbeschwerden im Monat könne die Geschäftsführung leben. Die 24 Klagen in diesem Jahr bezogen sich nach Darstellung der Beschwerdestelle im Klinikum auf schlechte Zufahrtsmöglichkeit oder Bußgeldbescheide, organisatorische Defizite oder Sauberkeit ­ selten aber auf ärztlich Belange.

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