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Klinikküchen: Skepsis gegenüber Privatisierung

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Klinikküchen: Skepsis gegenüber Privatisierung

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    Kaufbeuren/Kempten(mab). - Für Diskussionen sorgt das Thema Klinik-Küchen im Allgäu: So sieht Kaufbeurens Oberbürgermeister Andreas Knie 'Einflussnahme der Privatwirtschaft auf Ministerien in München, um selbst ins Geschäft zu kommen'. Hintergrund: das Kaufbeurer Klinikum will zusammen mit dem Bezirkskrankenhaus eine neue gemeinsame Küche bauen und braucht dafür Zuschüsse aus München. Diese sollen laut Ministerium möglicherweise nun tatsächlich entfallen. Die Geschäftsführung der Firma 'Allgäu Care Catering' in Kempten, die Kliniken im großen Stil mit Essen versorgen kann, bestätigte, dass sie im Sozialministerium kritisch angefragt hat, ob die Förderung von Klinikküchen weiter verfolgt wird. 'Das haben wir aber nur getan, weil wir wissen wollten, ob wir weiter in dieses Marktsegment investieren sollen', so Ulrich Geiger von ACC. Das Kaufbeurer Stadtoberhaupt, zugleich Vorsitzender des Klinikum-Zweckverbandes Kaufbeuren-Ostallgäu, zeigte sich vor allem von der Politik in München enttäuscht. Seit 2001 plane man eine gemeinsame Küche mit dem BKH, die rund 1000 Essen pro Mahlzeit für die beiden Krankenhäuser in der Stadt produzieren soll. Für diese Küche ist ein Zuschuss vom Freistaat nötig. Laut Krankenhausfinanzierungsgesetz sei der Freistaat für bauliche Maßnahmen finanziell ohnehin zuständig, so Knie. Nun gebe es einen großen Anbieter im Oberallgäu, der Tausende von Essen anbieten könne und der seinen Einfluss in München geltend gemacht habe, um den Zuschuss zu kippen. Bei einem Ortstermin in Kaufbeuren hätten ihm Mitarbeiter des Sozialministeriums gesagt, dass der Zuschuss aller Wahrscheinlichkeit wirklich entfällt. Damit komme der Freistaat seiner Aufgabe, zu der er gesetzlich verpflichtet sei, nicht nach, so Knie. Im Sozialministerium bestätigt man den Ortstermin. 'Es gibt viele Anfragen aus der Privatwirtschaft an uns', so Pressesprecherin Tina Ostmeyer.

    Das Angebot: Die Privaten wollen die Patienten günstiger versorgen. Der neue Kurs des Ministeriums sei nun, dass die Klinikträger beweisen sollen, dass ihre Küchen wirtschaftlicher arbeiten müssen, als es ein Privater von außen tun kann. Dann gibt es auch einen Zuschuss. Wenn nicht, komme der Private zum Zug. Kaufbeurens OB Knie betonte, dass man früher diesen Punkt schon durchkalkuliert habe. Das Angebot des Privaten sei mit eigenen Werten verglichen worden. 'Da kommen wir besser weg.' Ulrich Geiger, zusammen mit Hannes Feneberg Geschäftsführer von ACC, erklärte, dass das Unternehmen für Kaufbeuren seinerzeit ein Angebot unterbreitet hatte. 'Es ist aber nun veraltet.' Man sei jetzt günstiger. Er betonte, dass er auf keinen Fall 'im Dissens mit den Kommunen' seine Dienstleistungen anbieten will. Mit dem Brief ins Ministerium habe er keinen Druck aufbauen, sondern wissen wollen, ob überhaupt noch Küchen gefördert werden. Derzeit versorge ACC fünf Altenheime. Im November solle zudem die Entscheidung fallen, ob ACC die Krankenhäuser Oberstdorf, Immenstadt und Sonthofen versorgt. 'Wir könnten zurzeit problemlos 3000 Essen täglich liefern.' Auf die Frage, was mit den 66 Küchenbeschäftigten in Kaufbeuren geschehe, sagte er: 'Sollten wir die Versorgung übernehmen, bleiben die Kräfte im Öffentlichen Dienst und sie werden uns beigestellt.' Im Klartext: Die Leute verdienen nicht weniger und behalten ihre Jobs.

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