Von Markus Raffler, Oberallgäu/Kempten - Die Mehrheit von CSU und Freien Wählern war sich einig: Diese Kreistags-Sitzung hat 'historischen Charakter'. Gegen vier Stimmen stellte das Gremium am Donnerstag die Weichen für eine Sanierung der angeschlagenen Kreis-Kliniken - und zwar ohne private Beteiligung (wir berichteten kurz). Tragende Elemente der finanziellen 'Akut-Versorgung': Der Landkreis gewährt den Kliniken in Immenstadt, Sonthofen und Oberstdorf bis 2009 eine Finanzspritze von 7,5 Millionen Euro. Im selben Zeitraum verzichten Beschäftigte, Belegärzte und die Managementfirma Sana auf 6,5 Millionen Euro. Mittelfristig haben die meisten Räte außerdem ein Ziel im Auge: Einen engen Schulterschluss mit den Kemptener Kliniken. Bestandteil des Sanierungskonzeptes, das Andreas Ruland, Geschäftsführer der Kliniken-g Gmb H im Kreistag vorstellte, ist unter anderem eine Neustrukturierung der drei Krankenhäuser - wichtiger Faktor für eine höhere Wirtschaftlichkeit der Kliniken, die seit ihrer Fusion 1998 Verluste in Höhe von 8,2 Millionen Euro auftürmten. Die Kreisräte verschwiegen am Donnerstag nicht, dass sie die Privatisierung und den damit verbundenen Millionen-Zuschuss aus der freien Wirtschaft als verlockende Alternative einstufen. 'Dennoch sind wir für die kommunale Lösung, schließlich wollen wir den medizinischen Versorgungsauftrag unserer Bürger nicht aus der Hand geben', betonte Gerd Bischoff (CSU). Die soziale Komponente müsse in diesem Fall überwiegen, nicht das freie Spiel des Marktes.
Dass die öffentliche Hand auch weiter am Drücker bleiben sollte, habe einen weiteren wichtigen Grund: 'So bleibt der Weg offen für eine stärkere Zusammenarbeit mit den Häusern in Kempten.' 'Ich bin fest überzeugt davon, dass wir eine Sanierung aus eigener Kraft schaffen werden, wenn alle mitziehen', verfocht Landrat Gebhard Kaiser die kommunale Lösung. Zumal der Kreis auch künftig keine Zuschüsse zu den Betriebskosten gewähren werde. Die kommunale Lösung bedeute für den Kreis die 'höchste finanzielle Anforderung und das größte Risiko', räumte Hubert Buhl (Freie Wähler) ein. Dennoch: 'Das Konzept ist tragfähig, das Ziel realistisch' - vorausgesetzt, die Kliniken würden unternehmerisch und nicht mehr kommunalpolitisch begleitet. Eine hochwertige und wohnortnahe Versorgung sei nur in eigener Verantwortung zu leisten, war Dr. Ralf Ecke (SPD) überzeugt. Dem richtungsweisenden Beschluss müsse nun aber ein 'Kraftakt' folgen: Auch Heinz Möschel (Grüne) und Gisela Bock (FDP) begrüßten den Beschluss. Einziger Fürsprecher der Privatisierung war Heribert Kammel (FW): Die Gemeinden müssten die vereinbarten Investitionen über eine höhere Kreisumlage ausbaden, war er sicher. Zitat Ich hoffe nur nicht, dass wir in drei Jahren schwarze Zahlen schreiben und es in Kempten andersherum ausschaut.} Gebhard Kaiser zum gewünschten Schulterschluss der Kliniken in Stadt und Landkreis.