Von Peter Mittermeier , Lindau - Die geplante Privatisierung der Lindauer Klinik schlägt hohe Wellen. Für Landrat Dr. Eduard Leifert und die große Mehrheit des Kreistages ist es die beste Möglichkeit das Lindauer Krankenhaus zu erhalten. Dagegen fürchten Personalrat und eine Bürgerinitiative um Arbeitsplätze und die medizinische Versorgung vor Ort. Bei einer Veranstaltung vor 300 Bürgern versuchten Leifert und der mögliche Investor, die Nürnberger Firma Procuramed, Wogen zu glätten. Der Landkreis Lindau hat zwei Kliniken mit zusammen 300 Betten. Beide haben in den vergangenen Jahren für ein Millionen-Defizit gesorgt. Das Haus in Lindenberg gehört der Schwesternschaft des Roten Kreuzes in München. Sie muss ab diesem Jahr das Minus des Hauses voll übernehmen. Anders in Lindau: Dort ist der Kreis Träger, kommt also auch für ein Defizit auf. Deshalb hat der Kreistag beschlossen, mit der Procuramed zu verhandeln. Ziel ist es, den Betrieb der Klinik abzugeben. Procuramed übernimmt die Verbindlichkeiten der Klinik in Höhe von 3,8 Millionen Euro und bezahlt jährlich 300000 Euro. Das Haus soll aber im Eigentum des Kreises bleiben. Landrat Dr. Eduard Leifert hat die Privatisierung vorangetrieben, weil er ein steigendes Defizit erwartet. Fachleute gehen von einem Überangebot an Betten von 30 Prozent aus. Leifert sieht in einem professionelles Klinik-Managem die einzige Möglichkeit im Klinik-Wettbewerb zu bestehen.
Das ist das Geschäft der Procuramed. Das Unternehmen führt nach eigenen Angaben 19 Kliniken mit 5300 Mitarbeitern und 3000 Betten. Bisher betreibt das Unternehmen die Häuser über Management-Verträge im Auftrag von Kommunen oder Trägern wie der Caritas. In Lindau will Procuramed erstmals eigenes Geld investieren. Entstehen soll am Bodensee eine Art Gesundheitszentrum. Zu der Grundversorgung soll sich das Haus auf neue Fachbereiche spezialisieren. Dazu will Procuramed auch mit niedergelassenen Ärzten zusammenarbeiten. Gegen die Pläne des Landkreises hat sich eine Bürgerinitiative gebildet. Sprecher ist Dr. Hartwig Lorenz-Meyer, Chefarzt in Friedrichshafen. Die Kritiker fürchten um die Qualität der medizinischen Versorgung. Sie erwarten eine Ausdünnung des Personals und eine Konzentration auf wenige, gewinnversprechende Fachbereiche. Die Bedenken versucht Procuramed zu zerstreuen. 'Wir haben noch nirgendwo Personal ausgedünnt', sagt Geschäftsführer Dr. Andreas Hartung. Er schließt betriebsbedingte Kündigungen nach der Übernahme aus. Gleichwohl wollen Bürgerinitiative und Personalrat an einem kommunalen Träger festhalten. Die Klinik solle sich neue Betätigungsfelder erschließen, etwa Urologie, oder Gefäßchirurgie. Um das Defizit zu verringern, könne die Klinik auch mit anderen Krankenhäusern zusammenarbeiten.