Ein Stück Normalität. Das wünscht sich Joachim Kienzler zu Weihnachten. Einfach ein paar ruhige Tage zu Hause mit seiner Frau, den zwei Töchtern und Luis - seinem Leukämie kranken Baby. Derzeit sind die Chancen darauf nicht schlecht: "Luis hat den dritten Chemoblock hinter sich und es geht ihm den Umständen entsprechend gut", sagt der Probstrieder. Seit er nach einer Infektion die Intensivstation verlassen hat, lache der Kleine sogar fast soviel wie früher.
"Luis ist ein großer Kämpfer", betont sein Vater mit Stolz. Ein Kämpfer mit einem - wenn man so will - gewaltigen Heer hinter sich. Über 8000 Menschen nämlich ließen sich bei der Suche nach einem Knochenmarkspender für Luis typisieren. Sie kamen wie berichtet in Kempten, Memmingen, Landsberg und Augsburg zusammen, standen in langen Schlangen, warteten, um ein Paar Tropfen Blut abzugeben und vielleicht dem sechs Monate alten Baby das Leben zu retten. "Zu sehen, wie die Leute dort stehen und wie viel Liebe sie einem damit entgegenbringen, hat mich tief bewegt", sagt Kienzler. Ob er mit einem solchen Andrang gerechnet hat? "Ich habe es gehofft und habe 3000 bis 4000 Spender erwartet. Aber 8000 sind sensationell", freut er sich.
Und damit ist das Ende noch nicht erreicht: "Unsere Telefone stehen nicht still", sagt Verena Spitzer. Sie ist zuständig für Öffentlichkeitsarbeit bei der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB), mit der Kienzler und sein Team die Typisierungsaktion organisierten. "Fast stündlich treffen Einverständniserklärungen ein von Menschen, die sich online registrieren lassen", berichtet sie. Rund 1000 davon lägen derzeit auf den Schreibtischen der AKB. "Ein gigantischer Erfolg."
Überwiegend junge Menschen - darunter viele junge Eltern - ließen sich für Luis typisieren.
"Das Durchschnittsalter liegt bei 32 Jahren", sagt Spitzer und ist froh darüber, "denn junge Leute bleiben lange in der Spenderdatei und die Chance auf eine Spende ist so deutlich höher". Mit 60 Jahren wird jeder Registrierte aus der Datei gelöscht, weil er aufgrund von Erkrankungen meist nicht mehr als Spender in Frage kommt.
Probleme gibt es bei der Finanzierung der Typisierungsaktion. "Wir haben 60000 Euro Spenden erhalten, aber ein Defizit von 260000 Euro", berichtet Spitzer. Bezahlt werden müssen unter anderem Laborkosten von 40 Euro für jede Typisierung. Eine Registrierung über Internet ist etwas teurer. Damit die AKB möglichst viel von dem vorgestreckten Geld zurückbekommt, versucht Kienzler weiter, Geldspenden zu akquirieren. Unterstützt wird er von den Aktionspaten TV-Richter Alexander Hold und Fernsehkoch Christian Henze.
Dafür ist er ihnen "sehr dankbar". Danken will Luis Vater auch den vielen Helfern und Typisierungswilligen. "Ich kann nur staunen, wie alles in nur vier Wochen so gut geklappt hat", sagt er.
Ein nächster Schritt ist laut Spitzer nun die Auswertung der Blutspenden im Labor. Angesichts der großen Menge fahren die Mitarbeiter dort Sonderschichten, damit bis Ende Januar Ergebnisse vorliegen. Dann entscheidet sich, ob ein passender Spender für Luis dabei ist.