10,49 Millionen Zuschauer sahen in der ARD die jüngste Folge des Münster-Tatorts "Spargelzeit". Damit war der Krimi der erfolgreichste Tatort der letzten 13 Jahre. Grund genug, sich über diesen Erfolg mit ChrisTine Urspruch zu unterhalten. Die 1,32 Meter große Schauspielerin und Wahl-Allgäuerin spielt seit 2002 an der Seite von Jan-Josef Liefers (Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne) dessen Assistentin Dr. Susanne Haller. Wegen ihrer Körpergröße trägt sie im Film den Spitznamen "Alberich" (nach dem Zwergenkönig aus dem Nibelungenlied). Im Alter von zwölf Jahren hatte Urspruch zu wachsen aufgehört: Kleinwüchsigkeit aufgrund einer Spontanmutation der Gene diagnostizierten die Ärzte. Seit 2008 lebt sie mit ihrem Ehemann, Theaterregisseur Tobias Materna, und Tochter Lilo (5), in Wangen (Westallgäu).
Frau Urspruch, freuen Sie sich über den Erfolg von "Spargelzeit", ihrem 18. Tatort?
Urspruch: Das macht mich natürlich schon mächtig stolz. Irgendwie ist es aber auch so, dass ich denke: Bin ich da wirklich dabei? Ich kanns manchmal gar nicht glauben, dass ich ein Teil dieser Fernsehrealität geworden bin.
Seit acht Jahren arbeiten Sie nun mit Jan-Josef Liefers und Axel Prahl, der den Hauptkommissar Frank Thiel spielt, zusammen
Urspruch: Ja, wenn wir zusammenkommen, dann ist das immer so wie ein Familientreffen.
Wir lange dauern eigentlich die Dreharbeiten für eine Tatort-Folge?
Urspruch: Wir haben 21, 22 Drehtage im Schnitt, wovon ich etwa fünf habe.
Kritiker bemängeln häufig, dass der Münster-Tatort zu viel Comedy und Klamauk und zu wenig Krimi biete. Wie sehen Sie das?
Urspruch: Das Humorvolle zeichnet aber genau diesen Krimi aus und unterscheidet ihn von den anderen Tatort-Filmen. Klamauk möchte ich aber nicht haben.
In "Spargelzeit" gibt es aber diese herrliche durchaus klamaukige Szene, wie Sie aus Frust das Cabrio Ihres Chefs Boerne klauen. Es sieht so aus, als ob sie auf dem Gaspedal stehen. Und mit wehenden Haaren brausen Sie davon
Urspruch: (lacht) Ja, mir hat diese Szene großen Spaß gemacht. Ich kam mir vor, als würde ich so ein Speed-Boot fahren. Ich wurde darauf von vielen angesprochen. Die Leute mochten diese Szene. Ich finde, das macht auch eine große Qualität aus, wenn es Spannung gibt aufgrund des Stoffes, des Falles, und man auch noch lachen kann. Das ist für mich wesentlicher Bestandteil einer guten Unterhaltung.
Wie viel Mitspracherecht haben Sie an ihrer Rolle?
Urspruch: Beim Drehen kann es schon sein, dass wir Sätze umstellen. Weil manches nicht so gut getroffen ist, wie wir, Liefers und ich, es im Zusammenspiel empfinden. Generell bin ich im Gespräch mit der Produktionsfirma und dem WDR und den Redakteuren, dass für meine Rolle eine schöne Geschichte gesponnen wird.
Wie viel Urspruch steckt denn in Dr. Silke Haller alias Alberich?
Urspruch: Natürlich einiges. Eine gewisse Gelassenheit nach dem Motto "Lass den lieben Gott einen guten Mann sein". Ich persönlich bin vielleicht etwas emotionaler eingestellt. Da kommt die Alberich etwas kühler rüber.
Wie wichtig ist Ihnen das große T in ihrem Vornamen ChrisTine?
Urspruch: In meiner Jugendzeit war mir das ganz wichtig. Mir gefällts immer noch gut, weil es meine persönliche Geschichte bezeichnen soll, nicht alles so schwer zu nehmen und eher spielerisch zu sehen.
Befeuert das Mitwirken in der erfolgreichen Tatort-Reihe ihre Karriere?
Urspruch: Natürlich habe ich dadurch eine große Aufmerksamkeit. Dennoch stehe ich auf den Besetzungslisten aber nicht immer ganz oben, weil man meint, für mich immer etwas Besonderes schreiben zu müssen. Geduld ist für meine Karriere ein wichtiger Faktor.
Wie sieht es mit dem Theater aus?
Urspruch: Aus familiären Gründen trete ich da kürzer. Zu 80 Prozent mache ich Film, 20 Prozent vielleicht Theater und Lesungen.
Ihr aktuelles Projekt?
Urspruch: Für die ZDF-Fernsehkrimiserie SOKO Stuttgart habe ich letzte Woche die Folge "Adel verpflichtet" gedreht, eine schöne Miss-Marple-Geschichte, in der ich zum ersten Mal ein Mordopfer bin.
Sie sind in Remscheid geboren und leben seit zwei Jahren im Allgäu. Haben sie sich akklimatisiert?
Urspruch: Ja, ich verstehe die Leute hier jetzt schon viel besser. Auch die typische Verneinung mit "it" oder "ita" für nicht. Am Anfang dachte ich immer, die reden von jemandem.
ChrisTine Urspruch liest am Samstag, 13. November (15 Uhr), in der Bücherei im Kornhaus in Wangen aus dem "Sams"-Kinderbuch "Eine Woche voller Samstage" von P. Maar. Eintritt frei.