Mit 'Abendlichter' bekamen die Zuhörer in den locker gefüllten Sitzbänken der Eggenthaler Marien-Seelenkapelle eine Serenade der besonderen Art geboten. Im Repertoire fanden sich einige Raritäten, die in der Akustik des Gotteshauses durchweg sehr gut zur Geltung kamen.
Je nach Charakter
Der Kaufbeurer Kirchenmusiker Daniel Gallmayer begleitete auf dem E-Piano abwechselnd den Trompeter Georg Hiemer und die Sängerin Julia Haug und konnte dabei immer wieder auch eigene interpretatorische Akzente setzen. Hiemer, der am Tiroler Landeskonservatorium in Innsbruck studiert, wechselte je nach Charakter der Stücke zum Flügelhorn oder zum Kornett. Dabei verwunderte er immer wieder durch die Vielfalt an eher sanften Tönen, die er dem sonst eher als martialisch empfundenen hohen Blech entlockte. Hiemer begann mit einem der bekanntesten Charakterstücke von Claude Debussy: 'Das Mädchen mit dem Flachshaar'. Trotz zurückhaltender Dynamik konnte er den Kirchenraum problemlos füllen.
Mit Erroll Garners Jazzklassiker 'Misty' (neblig) erinnerten die Musiker ungeplant an die Nebelschwaden, die morgens bereits wieder über die Fluren wabern.
Mit Maurice Ravels berühmter 'Pavane für ein totes Kind' zeigte Hiemer erneut die Fähigkeit zu äußerst einfühlsamem Spiel. Hätte der italienische Filmkomponist Ennio Morricone bei seinem berühmten Thema 'Gabriel’s Oboe' Hiemers Spiel im Ohr gehabt, dann hätte das Stück vielleicht auch 'Gabriel’s Trumpet' geheißen.
Der Schwerpunkt in Julia Haugs gesanglichen Aktivitäten liegt in den Sparten Pop, Jazz und Musical, was sie gleich zu Beginn mit Leonard Cohens berühmtem 'Hallelujah' bewies. Über 'A thousand years' von Christina Perri gelangte sie zu zwei klassischen Nummern, die sie mit gleicher Professionalität interpretierte: Mozarts 'Abendempfindung' (KV 523) intonierte sie mit warmem Mezzosopran, ebenso wie Robert Schumanns berühmte Eichendorff-Vertonung 'Mondnacht'. Das Publikum zeigte sich von diesen ruhigen Klängen, die die Stimmung eines lauen Sommerabends bestens widerspiegelten, sehr angetan und erklatschte sich zwei Zugaben: John Lennons 'Imagine' und das im Stil eines Spirituals komponierte 'You raise me up' der Gruppe 'Westlife'.