Unter dem Motto „Ein besonderes Zuhause für besondere Kinder“ wirbt die KJF Kinder- und Jugendhilfe Kaufbeuren-Ostallgäu (Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V.) nun wieder interessierte Fachkräfte für ein neues Jugendhilfeangebot in der Region. Gesucht werden hierfür Pflegeeltern, bei denen mindestens ein Elternteil eine professionelle Qualifikation in einem sozialen, pädagogischen oder psychologischen Beruf hat. Die sogenannten „Intensivpädagogischen Pflegefamilien“ sollen Kindern, die stark belastende Bedingungen in ihren Herkunftsfamilien erfahren haben und/oder erhebliche Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten zeigen, ein Aufwachsen in familiären Strukturen mit der dort spezifischen Bindungsqualität ermöglichen. Das Pflegeverhältnis ist auf Dauer angelegt, in Einzelfällen sind jedoch Rückführungen in die Herkunftsfamilie möglich.
Was müssen Intensivpädagogische Pflegeeltern als Voraussetzung mitbringen?
Außer der professionellen Qualifikation eines Partners sollten Interessenten die Bereitschaft zur Kooperation mit dem Jugendamt Kaufbeuren und dem Fachdienst der KJF, eine offene Grundhaltung zur Herkunftsfamilie des Kindes und eine stabile persönliche Lebenssituation mitbringen. Auch eine gesunde Portion Gelassenheit, Geduld, Einfühlungsvermögen und Humor sind ausgesprochen hilfreich. Einzelpersonen, Paare und Familien sind gleichermaßen willkommen.
Um welche Kinder geht es?
Kinder, die in Intensivpädagogischen Pflegefamilien Aufnahme finden sollen, haben in ihrem bisherigen Leben meist hoch belastende biografische Erfahrungen von Vernachlässigung, Misshandlung und/oder Missbrauch gemacht und hatten in aller Regel keine stabilen Bezugspersonen, die zuverlässig und feinfühlig auf ihre Bedürfnisse eingingen. Aus diesem Grund weisen sie häufig unterschiedliche Formen und Ausprägungen einer Traumatisierung sowie einer Bindungsstörung auf. Diese haben diverse Auswirkungen auf das Erleben, Verhalten und insbesondere die Beziehungsgestaltung der Kinder und führen zu charakteristischen Auffälligkeiten und Schwierigkeiten im Zusammenleben mit dem Kind und in der Erziehung. So können Intensivpädagogische Pflegefamilien verstärkt mit Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten, aggressiven und selbst- bzw. fremdverletzenden Handlungen, Distanzlosigkeit oder auch Schulproblemen, Essstörungen oder psychosomatischen Symptomen der Kinder konfrontiert sein.
Weshalb Intensivpädagogische Pflegefamilien – und was unterscheidet sie von anderen Pflegefamilien?
Kinder mit derartigen Erfahrungen benötigen vor allem Geborgenheit, Verständnis, Geduld, ein verlässliches und kontinuierliches Bindungsangebot und viel Zeit. Das Erleben und Verhalten dieser Kinder stellt Pflegefamilien jedoch häufig vor große Herausforderungen und führt nicht selten zu einer vorzeitigen Beendigung des Pflegeverhältnisses, was für die Kinder einen weiteren Bindungsabbruch darstellt und sich meist ungünstig auf ihre weitere Entwicklung auswirkt. Gleichzeitig stellt eine Heimgruppe oft kein geeignetes Setting für diese Kinder dar, da gerade Kinder, die eine Vielzahl von Bindungsabbrüchen, Verwahrlosung, Gewalt oder Ablehnung erfahren haben, häufig deutliche Schwierigkeiten im Hinblick auf Bindungs- und Gruppenfähigkeit aufweisen. Die familialen Strukturen einer Pflegefamilie mit ihrem individueller gestaltbaren Regelrahmen und dem intensiven, verlässlichen und zugleich überschaubaren alltäglichen Beziehungsangebot bieten hingegen gerade auch diesen Kindern die Chance, Geborgenheit und Sicherheit zu erfahren und so eigene positive Beziehungsmuster zu entwickeln. Um dem erhöhten Bedarf „besonders entwicklungsbeeinträchtigter Kinder und Jugendlicher“ (§33 SGB VIII – Kinder- und Jugendhilfegesetz) zu begegnen und auch diesen Kindern das Aufwachsen in einem stabilen familiären Umfeld zu ermöglichen, wurde in Kooperation mit dem Jugendamt Kaufbeuren das Projekt „Intensivpädagogische Pflegefamilien“ entwickelt. Im Rahmen dieses Projekts tätige Pflegeeltern zeichnen sich durch eine professionelle, fachlich fundierte Herangehensweise und Reflexionsfähigkeit sowie eine besondere emotionale Belastbarkeit aus. Intensivpädagogische Pflegefamilien unterscheiden sich von anderen Pflegefamilien zudem durch die ihnen zur Verfügung stehende intensivere Qualifizierung sowie kontinuierliche fachliche Beratung und Begleitung durch den Fachdienst der KJF Kinder- und Jugendhilfe. Einzeltermine in der Familie bzw. mit dem Kind, Unterstützung in Krisen, Beratung und Begleitung bei Umgangskontakten zwischen Kind und leiblichen Eltern sowie Gruppenberatung und Fortbildung sind hier entscheidende Aspekte für eine erfolgreiche und auch persönlich zufriedenstellende Arbeit der Fachkräfte. Erhöhte Pflegegeldleistungen des Jugendamtes sollen einem Elternteil ermöglichen, sich anstatt einer Berufstätigkeit vorübergehend primär um die Belange des Pflegekindes zu kümmern. Interessierte Fachkräfte erhalten nähere Informationen zu diesem Angebot und Konzept bei Monika Kaspar, Fachdienst Intensivpädagogische Pflegefamilien, Tel. 08341 90 23 18, kasparm@kjf-kjh.de sowie bei Andrea Serwuschok, Bereichsleitung des Sozialpädagogischen Fachdiensts Kaufbeuren- Ostallgäu, Tel. 08341 90 23 17, serwuschoka@kjf-kjh.de