Der 19-jährige Sultani Muhibullah war vergangenes Jahr bei dem Pfarrerehepaar Marlies und Ulrich Gampert in Immenstadt untergebracht. Vier Monate harrte er auf dem Gelände der evangelischen Kirche aus.
Sonst wäre er nach Ungarn zurückgeschickt worden. Mittlerweile läuft sein Asylverfahren und er lebt in einer Gemeinschaftsunterkunft in Kempten.
Seit 2015 haben evangelische Kirchengemeinden im Allgäu 15 Menschen Schutz innerhalb der Klostermauern gegeben. Die katholische Kirche gewährte im gleichen Zeitraum in vier Gemeinden Asyl.
Dies passierte bislang unter anderem in Pfronten, Marktoberdorf und Immenstadt. Derzeit gibt es in der Region noch zwei so genannte 'stille Kirchenasyle'. Dabei werden die zuständigen Behörden über das Kirchenasyl informiert – die Öffentlichkeit jedoch erfährt zum Schutz der Betroffenen nichts darüber.
Im Kirchenasyl durfte Sultani Muhibullah das Grundstück der Pfarrgemeinde nicht verlassen. 'Das ist eine große psychische Belastung, weil es räumlich sehr einschränkt. Man ist 24 Stunden, sieben Tage die Woche, an einem Ort', sagt Ralf Eger, Flüchtlingsbeauftragter der Diözese Augsburg.
Selbst der zehn Meter entfernte Bäcker war für den jungen Afghanen damit unerreichbar. 'Eingekauft haben für mich meine Freunde', erzählt Sultani. Der örtliche Helferkreis und Ehrenamtliche organisierten Deutschkurse und Besuche, sagt Pfarrerin Marlies Gampert. Sie kennt die Einschränkungen im Kirchenasyl.
'Es ist ein bisschen wie Gefängnis', weiß Gampert. 'Aber ich war sicher', sagt Sultani dankbar. Er hat sich die Zeit mit Gartenarbeit und Kickerspielen vertrieben. Am meisten vermisste er allerdings das Fußballspielen und die Schule – beides war in den vier Monaten nicht möglich.
In welchen Fällen Flüchtlinge Kirchenasyl erhalten können und wieso einige Pfarrer damit ins Visier der Justiz geraten, lesen Sie in der Samstagsausgabe unserer Zeitung vom 15.04.2017. Die Allgäuer Zeitung und ihre Heimatzeitungen erhalten Sie in den jeweiligen AZ Service-Centern im Abonnement oder digital als e-Paper