Der Gehsteig vor dem Colosseum Center Kino in Kempten ist in pink und rosa getaucht. „Wenn ich mir schon den Barbie-Film anschaue, dann als Barbie“, sagt Petra Greiling (53) aus Lauben und lacht. Sie habe sogar überlegt, ihr lockiges blondes Haar für diesen Anlass zu glätten.
„Aber das muss ja gar nicht sein“, sagt Tochter Tanja Greiling (23), schließlich gebe es vielfältige Versionen der beliebten Spielzeugfigur, nicht nur die „Stereotyp-Barbie“, wie sie im Film heißt. Der Hollywoodstreifen spielt mit vorherrschenden Rollenklischees. Der Sonthofer Ellie Caballé (22) sagt: „Endlich dreht sich einmal nicht alles um einen männlichen Superhelden.“
"Neuer Kult": Für einen Sonthofener steckt im Barbie-Film mehr als ein Trend
Er sieht den Film bereits zum zweiten Mal und habe heute seinen jüngeren Bruder mit ins Kino genommen, erzählt Caballé. Ein rosa Sakko trägt er. „Es sollte niemand ohne Pink in den Film gelassen werden. Das ist neuer Kult“, sagt er. Auch in Kinos wie Immenstadt oder Sonthofen gibt es den Farbtrend.
Der Film sei unterhaltsam, aber mit wichtiger Botschaft, das begeistere ihn. Ein Beispiel: Nach einem Ausflug in die menschliche Welt kehrt Ken in die Barbiewelt zurück. Dort waren zuvor ausschließlich Barbies Präsidentin, Richterin oder Ärztin. Das will Ken ändern, er ist fasziniert vom Patriarchat der Menschen. In „Kendom“ bringen Barbies nur noch Bier und hören den Kens beim Gitarre spielen zu. Caballé sagt: „Als die Barbies an der Macht waren, haben sie die Kens nie unterworfen.“
Er selbst habe nie mit Barbies gespielt und sei seiner Begleitung zuliebe im Kino, erzählt Vinzent Ringholz (18). Und doch: „Ich habe nur Gutes über den Film gehört. Er soll feministisch sein, das ist cool.“
Nico Winkler (28), Julia Kraft (22) und Andrea Piedro (23) sind an diesem Abend nicht in pink gekleidet. „Das heißt aber nicht, dass wir das boykottieren. Wir haben uns nur spontan fürs Kino entschieden“, sagt Winkler. Freunde hätten berichtet, dass der Film ein sehr aktuelles Frauenbild widerspiegele und auch viele Szenen lustig seien, das habe die Gruppe neugierig gemacht, erzählt Winkler.
Barbie-Film weckt bei Kemptener Kinogästen Kindheitserinnerungen
Die 21-jährige Natalie Novak aus Durach will klarstellen: „Männerfeindlich ist der Film auf keinen Fall.“ Auch sie hat den Film schon mehrfach gesehen, ist heute zum dritten Mal im Kino. Diesmal mit Kindheitsfreundin Bianca Wölfle (21). Wölfle sagt: „Wir haben schon zusammen die Barbie-Zeichentrickfilme geschaut, als wir zwölf Jahre alt waren.“ Sie erhoffe sich, dass der Kinofilm ebenso wie diese animierten Filme von Freundschaften handele, sagt sie, bevor sie den Kinosaal betritt.
Auch die Freundinnen Selin Horvath (31), Meggan Krehl (28) und Kati Linzmaier (32) wollen den Film anschauen. „Das weckt das Kind in mir“, sagt Horvath. Sie
angeregt. Horvath erzählt: „Einen Ken habe ich nicht bekommen. Also habe ich einer Barbie die Haare abgeschnitten, das war mein Ken.“Barbie-Film setzt auf Vielfalt und spielt mit Rollenklischees und Schönheitsidealen
Auch sind die Frauen
, die die Hauptrollen im Film verkörpern, also die „Stereotype“ – den durchtrainierten Ken am Strand und die schlanke, blonde Barbie in ihrem Traumhaus. Lange Zeit wurden die Barbie-Macherinnen und -Macher der US-Firma Mattel dafür kritisiert, unerreichbare Schönheitsideale zu reproduzieren. In dem Hollywoodfilm gibt es dicke Barbies, schwarze Barbies, viele mit langen Haaren und auch solche mit kurzen.Im Mittelpunkt der Geschichte steht neben den Barbies und Ken eine Mutter aus der menschlichen Welt. Sie liebt es, mit Barbies zu spielen und gab diese Leidenschaft an ihre Tochter weiter. Die 53-jährige Petra Greiling sagt: „Das ist für alle Generationen da.“
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