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Kinder mit Ängsten, verzweifelte Eltern

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Kinder mit Ängsten, verzweifelte Eltern

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    Von Julia Stellmach, Memmingen Immer mehr Menschen suchen Rat bei der Psychologischen Beratungsstelle der Katholischen Jugendfürsorge in Memmingen. Konflikte in der Familie durch Trennung oder Scheidung, Schulängste der Kinder: Es gibt viele Gründe, warum Eltern psychologische Unterstützung suchen. Im vergangenen Jahr seien 152 Fälle neu hinzugekommen, bilanziert Christoph Lochner, Leiter der Beratungsstelle: 'Das sind zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor.' 'Unser Ziel bei der Beratungsstelle ist es, mit der ganzen Familie zu arbeiten', so der 45-Jährige, der nach dem Psychologie-Studium eine Zusatzausbildung in der systemischen Familientherapie gemacht hat. 'Systemisch bedeutet, das Problem eines Familienmitgliedes nicht isoliert zu betrachten, sondern das Verhalten aller einzubeziehen', erklärt Lochner. Dabei gehe es darum, einen möglichst umfassenden Eindruck von der Familiensituation zu bekommen. Wie verhält sich das Kind im Umgang mit seinen Geschwistern, sei beispielsweise eine wichtige Frage, die sich der Psychologe zu stellen habe. 'Wenn ein Kind zum Beispiel zu Aggressionen neigt, keine Freunde hat oder ins Bett nässt, ist es wichtig, mit den Eltern ein gründliches Erstgespräch zu führen', sagt Lochner. Dabei werde sozusagen eine Bestandsaufnahme der aktuellen familiären Situation gemacht. Erst dann habe es Sinn, sich mit dem konkreten Problem näher auseinander zu setzen, nämlich der Frage, wo die Ursachen für dieses Verhalten liegen könnten. Im nächsten Schritt wird dann beobachtet, wie sich das jeweilige Kind beim Spiel verhält: Beschäftigt es sich mit Altersgenossen oder eher allein, ist es schüchtern, impulsiv oder gar aggressiv? 'Wir suchen in den meisten Fällen auch den Kontakt zu Kindergärten, Schulen oder Ärzten. Dort fragen wir nach, wie das Kind auftritt. Natürlich nur, wenn die Eltern keine Einwände haben', betont Lochner. Bei weiteren Beratungsgesprächen mit den Eltern oder einem Elternteil werden dann erste Ergebnisse analysiert. 'Oft kommen Kinder mit Ängsten zu uns, seien es Schulängste oder andere', so der Psychologe. In manchen Familien herrsche hoher Leistungsdruck, dem die Buben und Mädchen oft nicht standhalten könnten. Immer häufiger kämen zudem Trennungs- und Scheidungskinder zu ihm. 'Sie leiden unter der neuen Situation und brauchen besondere Aufmerksamkeit.'

    Zusammenarbeit mit Klinikum In einigen Fällen sei auch eine Zusammenarbeit mit weiteren Fachleuten notwendig. Zum Beispiel mit Ärzten des sozialpädiatrischen Zentrums am Memminger Klinikum, die sich unter anderem mit verhaltensauffälligen Kindern beschäftigen. 'Denn Auffälligkeiten im Sozialverhalten sind die häufigsten Gründe, warum Eltern Rat bei uns suchen', stellt der Psychologe fest. Lochner berät auch Jugendliche. Diese würden oft Einzelgespräche ohne ihre Eltern mit ihm vorziehen. 'Wir unterliegen der Schweigepflicht und die Jugendlichen können sich darauf verlassen, dass wir ihre Probleme vertraulich behandeln.'

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